Baukulturwerkstatt in Berlin 2016
Grüne Strategien für die Stadt

Am 29. und 30. September 2016 veranstaltete die Bundesstiftung Baukultur gemeinsam mit der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Berlin 2017 in Kooperation mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla eine Baukulturwerkstatt zum Thema „Grüne Strategien für die Stadt“ in Berlin. Nach einem Vorabendempfang im Schloss Biesdorf trafen sich am Werkstatttag fachübergreifendes Publikum und Experten und diskutierten über Baukultur in grünen Räumen.
Diskutiert wurde, wie sich grüne Räume in baukultureller Qualität umsetzen lassen, wie Freiräume Funktionen des Alltags übernehmen sowie nutzbare Mehrwerte bieten und inwiefern temporäre Events zur Qualifizierung grüner Räume beitragen.
Die bevorstehende Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung im Berliner Stadtteil Marzahn im April 2017 war der Anlass zur Zusammenarbeit mit der IGA Berlin 2017. Auch der Veranstaltungsort wurde mit Bedacht gewählt: Das Schloss Biesdorf eröffnete 2016 – von der Grün Berlin betrieben und entwickelt – als „Zentrum für Kunst und Öffentlichen Raum“ seine Pforten und konnte durch die Baukulturwerkstatt „Grüne Strategien für die Stadt“ als erste öffentliche Veranstaltung ein wichtiges Zeichen setzen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Schwerpunktänderung von der schrumpfenden hin zur wachsenden Stadt und den damit verbundenen Veränderungen in den Strategien der Freiraumentwicklung. Welche Bedeutung schreiben wir dem Grün für unsere Städte im 21. Jahrhundert zu? Wie können die wachsenden Städte durch Grün strukturiert und qualifiziert werden? Diese Fragen wurden anhand von drei Themenschwerpunkten und dazu passenden Best-Practice-Beispielen herausgearbeitet und diskutiert.
Der erste Themenschwerpunkt handelte von temporären Events zur Qualifizierung von grünen Räumen. In seiner Keynote betonte Thies Schröder (ts|pk Redaktion) die Relevanz und die gesellschaftliche Entwicklung hin zur „Eventisierung“. Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer Kulturexperten Dr. Scheytt GmbH und ehemaliger Geschäftsführer von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas) schilderte eindrücklich, wie temporäre Festivals im Ruhrgebiet Emotion und Identität erzeugen, um ein Motor für die nachhaltige Entwicklung von Freiräumen zu sein. In ihrem Beitrag als Gastgebende beschrieben Katharina Langsch und Christoph Schmidt (Geschäftsführer der IGA Berlin 2017) die Wechselwirkung zwischen Stadt und IGA.
Der zweite Themenschwerpunkt war die Bedeutung von grüner Infrastruktur in wachsenden Städten. Hier stellte Till Rehwaldt (Rehwaldt Landschaftsarchitekten und Präsident des bdla) seine Gedanken in einer Keynote vor. Uli Hellweg (Hellweg Urban Concept und ehemaliger Geschäftsführer der IBA Hamburg) beschrieb den Prozess und seine Reflektion zur Gartenstadt des 21. Jahrhunderts. Zum Schluss stellte Landschaftsarchitektin Laura Vahl (Lavaland GmbH) den Seepark in Aspern, Wien vor, der Dank eines vielschichtigen Planungsprozesses und hervorragender Gestaltung zu einem Leuchtturmprojekt der Stadtentwicklung in Wien geworden ist.
Das dritte und letzte Thema war „Grüne Ikonen der Stadtentwicklung“, bei dem es um Stadtgrün als Tourismusfaktor mit Klaus Lohmann (Direktor der Auslandsvertretung, Deutsche Zentrale für Tourismus) ging, und das eine kritische Reflektion von ausländischen ikonischen Beispielen von Reiner Nagel (Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur) beinhaltete.
Aus den Vorträgen und darauf folgenden moderierten Werkstätten kann als Fazit Folgendes festgestellt werden: Die Requalifizierung des öffentlichen Raumes als Gegenmodell zur autogerechten Stadt ist eine sinnvolle Grundlage moderner Planungsprozesse. Ein strukturelles Dilemma ist aber, dass nicht alle wollen, dass die Stadt grüner wird: Unterschiedliche Nutzungsansprüche an Freiraum in der Stadt werden im politischen und öffentlichen Diskurs ausgetragen und müssen einer Lösung zugeführt werden.
Weitere Ergebnisse aus der Werkstatt sind:
- Das Thema öffentlicher Raum muss qualifiziert werden.
- Die „grünen Strategien“ können v. a. in Phase 0 (Planung) und Phase 10 (Optimierung im Betrieb/ Weiterentwicklung/ Umbau) realisiert werden.
- Freiräume sind konditionierende Elemente für neue, aber auch umzubauende Stadtquartiere.
- Strategien brauchen Visionen und Pläne.
- Grüne Strategien leben von interdisziplinären Ansätzen.
- Im (grünen) öffentlichen Raum treffen sich gebauter Raum und Sozialraum.
- Landschafts- und Freiraumplanung können und müssen diese Synthese in Richtung guter Gestaltung schaffen. Planer und Ingenieure sollten sich hier mutiger einbringen.
- Förderprogramme sollten weiterentwickelt werden. Dies setzt die bessere Vermittlung baukultureller Potenziale voraus.
- Umfassender, fachübergreifender und wertschätzender Austausch zwischen allen Beteiligten ist notwendig.
- Bessere Regularien für integrierte (statt sektorale) Planungen, die sich am Ergebnis orientieren.
Die Werkstatt war eine gemeinsame Veranstaltung der Bundesstiftung Baukultur und der IGA Berlin 2017 in Kooperation mit dem bdla Bund Deutscher Landschaftsarchitekten. Weitere Kooperationspartner waren der Bund Deutscher Architekten, der Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure e. V., die Bundesingenieurkammer, die SRL Vereinigung für Stadt-, Regional und Landesplanung, der VBI Verband Beratender Ingenieure sowie der VDI Verein Deutscher Ingenieure. Medienpartner waren Bauwelt, competitionline und Ernst & Sohn.
Wir danken unseren Kooperations- und Medienpartnern.
Programm
Donnerstag, 29. September
15 Uhr
Begrüßung in der IGA-Markthalle
15.30 Uhr
Zwei Führungen nach Wahl (Aufgrund von begrenzter Platzkapazität ist die Anmeldung zu den Führungen leider nicht mehr möglich.)
Baustellenführung über das zukünftige IGA-Gelände mit Projektmanagern der IGA Berlin 2017 GmbH
Führung durch die Großsiedlung: Rückbau, Revitalisierung und öffentliche Raumqualität (Besichtigung u. a. Ahrensfelder Terrassen, Wohnumfeld Schorfheideviertel, Bürgerpark Helle Oase), Christian Gräff, Bezirksstadtrat für Wirtschaft und Stadtentwicklung in Marzahn-Hellersdorf (angefragt)
18 Uhr
Abendempfang in Schloss Biesdorf
Begrüßungen
Christoph Schmidt, Geschäftsführer der IGA Berlin 2017 GmbH
Christian Gräff, Bezirksstadtrat für Wirtschaft und Stadtentwicklung
Beate Profé, Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
Sigurd Trommer, Stiftungsratsmitglied der Bundesstiftung Baukultur
Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur
Vortrag von Katja Aßmann, Direktorin Schloss Biesdorf „Schloss Biesdorf – ein neuer Ort für Kunst und Öffentlichen Raum“
Freitag, 30. September – Werkstatttag
Theater am Park, Kleiner Saal (Vormittag)
Schloss Biesdorf (Mittagessen und Nachmittagsprogramm)
Gesamtmoderation: Andrea Thilo
9–9.30 Uhr
Eintreffen
9.30 Uhr
Grußworte
Stefan Komoß, Bezirksbürgermeister Marzahn-Hellersdorf
Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
10 Uhr
Temporäre Events als Qualifizierung von grünen Räumen
Key Note: Thies Schröder, ts|pk Redaktion
Temporäre Festivals als Motor für die nachhaltige Entwicklung von Freiräumen (Arbeitstitel) Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer Kulturexperten Dr. Scheytt GmbH und ehemaliger Geschäftsführer von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas
Was macht die IGA mit der Stadt? Katharina Lohmann und Christoph Schmidt, IGA Berlin 2017
11 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Die Bedeutung von grüner Infrastruktur in wachsenden Städten
Key Note: Till Rehwaldt, Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Präsident BDLA
Die Gartenstadt des 21. Jahrhunderts und grüne Konzepte der IBA Hamburg
Ulli Hellweg, Hellweg Urban Concept und ehemaliger Geschäftsführer der IBA Hamburg
Seepark in Aspern, Wien: Laura Vahl, Lavaland GmbH
12.15 Uhr
Grüne Ikonen der Stadtentwicklung
Key Note: Stadtgrün als Tourismusfaktor, Klaus Lohmann, Direktor der Auslandsvertretung, Deutsche Zentrale für Tourismus
Grüne Ikonen in der Stadtentwicklung Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
13 Uhr
Spaziergang zum Schloss Biesdorf und Mittagessen
14.30 Uhr
Werkstattrunden
16 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
Grüne Strategien für die Stadt, Nathalie de Vries, MVRDV
17 Uhr
Conclusio und Dankeswort
Reiner Nagel, Christoph Schmidt, Katharina Langsch
17 Uhr
Ende der Veranstaltung Ausklang mit Getränken im Café
Kartenansicht
Dokumentation
Impressionen
















Vorträge als Video
Hier finden Sie die Positionen, Vorträge und Vitae der Referenten.
- Temporäre Events als Qualifizierung von grünen Räumen: Thies Schröder, ts|pk Redaktion
- Temporäre Festivals als Motor für die nachhaltige Entwicklung von Freiräumen: Oliver Scheytt, Dr. Scheytt GmbH
- Was macht die IGA mit der Stadt?: Christoph Schmidt & Katharina Lohmann, IGA Berlin 2017
- Die Bedeutung von grüner Infrastruktur in wachsenden Städten: Till Rehwaldt, Rehwaldt Landschaftsarchitekten
- Die Gartenstadt des 21. Jahrhunderts und grüne Konzepte der IBA Hamburg: Uli Hellweg, Hellweg Urban Concept
- Seepark in Aspern, Wien: Laura Vahl, Lavaland GmbH
- Stadtgrün als Tourismusfaktor: Klaus Lohmann, Deutsche Zentrale für Tourismus
- Grüne Ikonen in der Stadtentwicklung: Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
- Grüne Strategien für die Stadt: Prof. Nathalie de Vries, MVRDV
- Fazit: Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur