Baukultur vor Ort: Interview mit Iris von Kamecke zur HafenCity Hamburg

Iris von Kamecke studierte angewandte Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Geographie und Tourismus. Seit 2001 leitet sie das HafenCity InfoCenter im Kesselhaus in Hamburg. Interessierte haben hier die Gelegenheit, sich über die Entwicklung der HafenCity zu informieren. Im Interview berichtet Iris von Kamecke  über ihre Arbeit, Entwicklungstendenzen des Quartiers und über die Perspektiven nach Fertigstellung des Großprojekts HafenCity.

Guten Tag Frau von Kamecke. Können Sie uns bitte kurz erklären, was das HafenCity InfoCenter ist?

Das Projekt HafenCity Infocenter wurde direkt nach der Entscheidung für die HafenCity begonnen. Damals waren wir noch im Zollgebiet. Da haben wir als Mitarbeitende quasi jeden Tag die Hansestadt Hamburg verlassen, um ins Zollausland zu gehen. Dann wurde direkt gegenüber vom HafenCity InfoCenter mit der Entwicklung begonnen, mittlerweile befinden wir uns in der Endphase des Stadtentwicklungsprojekts. Während des gesamten Prozesses haben wir die Entwicklungen begleitet und ein Städtemodell entwickelt, welches je nach Entwicklungsphase mitgewachsen ist. Außerdem bieten wir  eine Reihe von Veranstaltungen an, wie beispielsweise Ausstellungen. Der Ort soll zudem allen Bürgerinnen und Bürger Hamburgs einen Zugang zur HafenCity ermöglichen - insbesondere auch allen, die hier wohnen.

Sie sind seit 2001 Leiterin des InfoCenters. Wie haben sie die Anfangszeit in der HafenCity erlebt?

Zu Beginn haben wir mit einem jährlichen Besucherstrom von 20.000 Personen gerechnet. Doch bereits im ersten Jahr konnten wir 50.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen - also mehr als doppelt so viele Menschen wie wir erwartet hatten. In Spitzenzeiten haben uns pro Jahr 250.000 Personen besucht.

Wenn wir in die Zukunft blicken, wie wird es weitergehen mit der HafenCity? Und vor allem: Was passiert mit dem Kesselhaus?

Ich gehe fest davon aus, dass wir das Kesselhaus nicht aufgeben werden. Allerdings beobachten wir auch, dass sich das Leben in der HafenCity mittlerweile nicht mehr am Kesselhaus, sondern an anderen Plätzen der HafenCity abspielt. So hat sich beispielsweise der Grasbrook an die HafenCity im Süden angeschlossen. Außerdem sind wir nun auch beteiligt an der Begleitung der ScienceCity Bahrenfeld, was am westlichen Ende Hamburgs liegt. Der Anspruch des InfoCenters ist schließlich, Entwicklungstendenzen im gesamten Hafenareal angemessen zu begleiten. Daher stellen sich fragen wie: Wie können wir auch dort Präsenz zeigen? Welche Medien müssen wir nutzen, um die Bürger*innen zu erreichen?

Sie beschäftigen sich auch viel mit Thema der öffentlichen Räume, was das zentrale Überthema des Baukulturberichts 2020/21 bildet. Im Grunde ist das InfoCenter ein öffentlicher Innenraum, der auch im aktuellen Baukulturbericht behandelt wird. Dieser Raum zeichnet sich durch seinen zugangsfreien Charakter aus und bietet somit einen Anlaufpunkt für die baukulturelle Bildung. Wie gehen sie damit um?

Insgesamt werden, gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern, 25.000 Menschen durch die HafenCity geführt. Heruntergebrochen auf die Führungen sind das circa 1.000 einzelne Veranstaltungen, welche zu einem Drittel nicht-deutschsprachiges Fachpublikum führen. Dadurch sind unsere Führungen nicht vollends touristisch geprägt, sondern haben auch einen baukulturellen Anspruch für Fachpublikum. Bezüglich unseres Außenraumes ist unser Eventmanagment sehr aktiv, welches den „Sommer in der HafenCity“ organisiert. Angefangen von Lesungen für Kinder, über Lesungen von heimischen Autorinnen und Autoren bis hin zum Poetry Slam hat der „Sommer in der HafenCity“ somit literarische Highlights in baukultureller Kulisse zu bieten.

Wie wird der Infocenter finanziert, durch die HafenCity GmbH?

Genau, die HafenCity GmbH ist von Beginn an dabei. Natürlich sind wir eine Investition von ihnen, jedoch ist der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürger äußerst lohnenswert für sie und war in meinen Augen eine sehr gute Investition. Wir stehen im großen internationalen Austausch, welcher in der Bundesrepublik einmalig ist und Hamburg als Standort für Investor*innen attraktiv macht. Ich denke, dass wir mit der Zusammenarbeit mit Genossenschaften, Baugruppen und dem staatlich geförderten Wohnungsbau nicht nur reiche Hamburgerinnen und Hamburger, sondern alle mitnehmen konnten. All das ist natürlich auch eine wichtige politische Entscheidung, welche Signale nach außen sendet. Die soziale Mischung setzt sich in der HafenCity durch.

Das Interview führten Inga Glander, Silija Schade-Bünsow und Julian Latzko im Rahmen der Baukultur-Sommerreise im August 2020.

Nach oben