Potenzial Umbau

© Sächsisches Staatsarchiv
© Sächsisches Staatsarchiv

Industriedenkmal Messehalle 15 in Leipzig

Ein „Meisterwerk in Stahl“, titelte die Fachzeitschrift „Der Stahlbau“ 1928. Mit einer Stützenweite von fast 100 m hielt die Messehalle damals den Spannweitenrekord. Die ehemals weitgespannteste Halle der Welt ist denkmalgeschützt und umgebaut für eine neue Nutzung als Fahrradfachhandel auf ca. 10.000 m2 Gesamtfläche.

2015 fällte das Unternehmen Stadler die Entscheidung, den bisherigen Verkaufsstandort außerhalb von Leipzig in die Messestadt zu verlegen und kaufte die denkmalgeschützte Halle. Unter dem Eindruck der, trotz der späteren Einbauten, imponierenden Größe der Halle, entwickelten die Planungsbeteiligten die Idee, die Halle, soweit möglich, wieder in ihrer ursprünglichen Dimension zu zeigen. Gemeinsam mit der Bauherrin stellte das Planungsteam ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept auf und diskutierte die statischen Konsequenzen. Der mit diesem Konzept verbundene Rückbau der Nachkriegseinbauten und der Zwischenstützungen wurde frühzeitig mit dem zuständigen Amt für Bauordnung und Denkmalpflege der Stadt Leipzig einvernehmlich abgestimmt. Er war Ausgangspunkt für die weiteren Planungsschritte.

Die Leipziger Architekten Crämer & Petschler entwarfen 1928 eine stützenfreie Halle von 100 x 140 m. Das Haupttragsystem bestand aus sieben Zweigelenkfachwerkrahmen mit einer Stützweite von 97,80 m und einem Rahmenabstand von 19,50 m. Zwischen den Rahmen gliederte sich in 21 m Höhe die Dachfläche in einen mittleren, geschlossenen Bereich und zwei beidseitig anschließende Oberlichter. Die Halle wurde im Krieg beschädigt. Man fürchtete den Zusammenbruch und fügte 1947/48 Zwischenstützen sowie einen fünften Rahmen ein. Die fehlende Ausstellungsfläche kompensierte man mit Hilfe einer umlaufenden Stahlbetongalerie, außerdem wurde eine Zwischenebene eingezogen, ehe die Messehalle 1950 wieder in Betrieb ging. Trotz erneuter Sanierung Ende der 80er stand sie, als das neue Messegelände im Leipziger Norden eröffnete, kurz vor dem Abriss.

Heute hat die Ausstellungshalle ihre fast 100 m stützenfreie Spannweite wieder, mit Platz für 6.000 m2 Verkaufs- und 2.700 m2 Lagerfläche. Das Projekt ist impulsgebend für die Alte Messe Leipzig und beispielhaft für einen nachhaltigen Denkmalschutz.

Insbesondere für den Erhalt und die Ertüchtigung eines technisches Denkmals bildet ein langfristig tragfähiges Nutzungskonzept die Basis.

Das Projekt wurde auf dem Ettersburger Gespräch 2021 vorgestellt.

Fertigstellung 1928/2019
Auftraggeber Zweirad Stadler GmbH, Berlin
Architekt / Planer WESTPHAL ARCHITEKTEN BDA, Bremen
Planungsbeteiligte Tragwerksplanung: pb+ Ingenieurgruppe AG, Bremen; Brandschutzplanung: Kaupa Ingenieure GmbH & Co.KG, Windorf; Technische Ausrüstung: Welterstherm GmbH, Brandenburg; Bauleitung: Klinge Otto Planung GmbH, Leipzig
Baukosten brutto 12 Mio. Euro
Nutzungen Arbeiten

Dokumentation

Nach oben