Baukulturbericht 2016/17

Handlungsempfehlungen

Der Baukulturbericht wendet sich mit Handlungsempfehlungen an alle Akteure des Planens und Bauens, um Defizite zu beheben und erkannte Potenziale optimal zu nutzen. Neben allgemeinen Handlungsempfehlungen werden im Einzelnen die öffentliche Hand – also Bund, Länder und Kommunen –, private Bauherren und die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sowie Kammern und Verbände angesprochen. Auch die Bundesstiftung Baukultur und Baukulturinitiativen sind beauftragt, das Netzwerk konsequent auszubauen und damit die Baukultur zu stärken. Der Baukulturbericht 2016/17 steht Ihnen als kostenfreier Download zur Verfügung.

Vitale Gemeinde – Mehr Lebensqualität auf dem Land durch Baukultur schaffen

Eine vitale Gemeinde hat eine lebendige Ortsmitte, in der Menschen wohnen und Gewerbe zu Hause ist. Das Zentrum hat ein prägendes Ortsbild und bietet Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für alle Generationen. Baukulturelle Qualität in diesem Sinne bildet den wichtigen Rahmen für mehr Lebensqualität und Attraktivität auf dem Land. Baukultur kann Antrieb und Ergebnis der Selbstvergewisserung und Vitalisierung des Ortes sein, einer gemeinsam gelebten lokalen Identität. Das hat positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Wirtschaft und Tourismus in einer Gemeinde.

Den Ortskern stärken und vitalisieren!
Die Zukunft ländlicher Räume, vor allem schrumpfender Gemeinden hängt von Konzentration und Verdichtung ab, die die bauliche Voraussetzung für ein finanziell machbares Infrastrukturangebot und den Anknüpfungspunkt eines örtlichen Gemeinschaftslebens schafft.

Dorf braucht Mischung!
Die Nutzung ist der Schlüssel zur Vermeidung von Leerstand und Ödnis. daher gilt es vor allem im Ortzentrum innovative, multifunktionale und bedarfsgerechte Konzepte zu entwickeln und zu betreiben, mit aktiver Beteiligung von Privateigentümern, Initiativen und Gewerbetreibenden.

Das Ortsbild baukulturell stärken!
Ortsspezifisches Bauen stärkt die Identität. Ein kontextuell sensibles Einfügen und die Berücksichtigung lokaler/regionaler Baustile, Materialien und Formen in Neu- und Umbau sind dafür Voraussetzungen.

Infrastruktur und Landschaft – Aktive Gestaltung des Landschaftswandels im Ausgleich der Interessen

Die Kulturlandschaft in Deutschland wird sich in den nächsten Jahren durch Klimawandel, Energieproduktion, Infrastrukturausbau und neue Nutzungen dramatisch verändern. Sie bietet Raum für Landwirtschaft ebenso wie für die Bauten von Verkehr und Energiewende. Sie ist Wohnort und Erholungsraum, Ort von Natur und Biodiversität. Nur durch die aktive Gestaltung der vielfältigen Nutzungen von Siedlung und Landschaft im Ausgleich der Interessen und durch innovative multifunktionale Mobilitätskonzepte kann die einzigartige Stadt-Land-Beziehung unseres Kulturraums langfristig auch in Zeiten des Klimawandels gesichert werden.

Infrastruktur und Landschaft gestalten und ortsgerecht planen!
Die Folgen des Klimawandels und der Energiewende sowie der Ausbau der Infrastruktur müssen als aktive Gestaltungsaufgaben behandelt werden.

Interdisziplinär denken und planen!
Nur in integrierten Teams unter starkem Einbezug der Ingenieurs- und Gestaltungskompetenz können technische und infrastrukturelle Eingriffe gestalterisch qualifiziert werden.

Neue Lebens- und Freizeiträume durch Konversion schaffen!
Die Konversion von aufgegebenen landwirtschaftlichen Bauten, von baulichen oder landschaftlichen Industriebrachen, wie Abbauflächen, Deponieflächen oder Kläranlagen ist ein zentrales Mittel zur regionalen Aufwertung.

Planungskultur und Prozessqualität – Mehr Qualität der gebauten Lebenswelt durch bessere Planung

Der Mehrwert von Baukultur zur Sicherung und Stärkung von lokaler bzw. regionaler Identität wird zunehmend erkannt. Für die Entstehung dieses sozial und ökonomisch relevanten Mehrwerts für wachsende und schrumpfende Regionen gleichermaßen sind die Planungskultur und Prozessqualität entscheidend. Ein offener Prozess und eine kluge und strukturierte „Phase Null“ integrieren externes Expertenwissen und lokale Erfahrung. Das reduziert potenzielle Hemmnisse und führt zu besseren Lösungen bei meist auch finanziell geringerem Aufwand. Gerade für kleinere Gemeinden mit knappen Ressourcen und klaren, weniger komplexen Strukturen ist das ämterübergreifende und alle Akteure einbindende Miteinander schon heute häufig geübte Praxis und künftig in jeder Hinsicht der bessere Weg.

Kompetenz stärken, zusammenarbeiten und voneinander lernen!
Baukultur ist integraler Bestandteil der Gemeindeentwicklung. Kompetente Verwaltung und Politik nutzen dieses Potenzial. Gerade in kleineren Städten und Gemeinden muss Baukultur „Chefsache“ sein.

Aktive Bodenpolitik betreiben!
Aktive und aktivierende Bodenpolitik stärken die öffentliche Verantwortung und machen eine Gemeinde handlungsfähig.

Innovative Wege der Planung und Beteiligung gehen!
Lebendige Formate in der Beteiligung und Vermittlung stärken die Identifikation mit dem Ort und verbessern das Planungsergebnis. Formelle Planung muss mit informellen Instrumenten der Partizipation verbunden werden.

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