Kulturbauten: Die Elbphilharmonie

Hamburgs funkelndes Wahrzeichen

Ein waghalsiger Entwurf, ein hingerissenes Stadtparlament, monströse Kosten, hitzige Debatte – nach einem Skandaljahrzehnt haben die Hamburger ihre Elbphilharmonie ins Herz geschlossen.

Der Eröffnung der Elbphilharmonie 2017 ging eine zehnjährige Projektgeschichte voraus, an deren Ende Baukosten in Höhe von 866 Millionen standen – mehr als das Zehnfache des veranschlagten Betrags.
Heute nötigen die Kosten und Debatten vergangener Tage den allerwenigsten Bürgern noch Kummer ab: Mit der Elbphilharmonie hat die Stadt das Wahrzeichen bekommen, das sie sich gewünscht hat – ein Jahrhundertbauwerk. Erdacht haben es die Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, deren Entwurf die Hamburger und die Stadtoberen so überzeugte, dass sie ganz auf einen Wettbewerb verzichteten und das komplexe Vorhaben in Angriff nahmen. Als Basis dient dem Gebäude die Hülle des völlig entkernten Kaispeichers A von Werner Kallmorgen, von dessen Funktion als Kakao- und Kaffeelager heute nur noch die Halbportalkräne an der Kaikante sprechen. Über der Ziegelwand ragt der schillernde Glaskörper auf, der mit seiner markanten Form Assoziationen an spiegelnde Wasserwellen, Segel im Wind oder einen riesigen Kristall weckt.

Die Hamburger sind stolz auf ihre „Elphi“

Auf 37 Metern Höhe eröffnet eine das komplette Gebäude umlaufende öffentliche Plaza einen spektakulären Blick über den Hafen. Im Herzen des Glaskörpers gelangt man zum großen Konzertsaal, in dem durch weinbergartige Anordnung der Ränge keiner der 2.100 Zuhörer weiter als 30 Meter vom Dirigenten entfernt sitzt. Atemberaubend ist die Stahlkonstruktion, die den Konzertsaal akustisch komplett vom übrigen Baukörper entkoppelt. Im Volksmund liebevoll „Elphi“ genannt, empfängt der Musiktempel jährlich 850.000 Besucher zu Konzerten und lockt weitere 4,5 Millionen auf die Plaza, um das Panorama auf sich wirken zu lassen. Die Elbphilharmonie zeigt, dass gute Architektur Identifikationskraft ausstrahlt, emotional berührt und in die Zukunft weist.

Text: Sabrina Ginter

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