Baukulturwerkstatt Schwäbisch Gmünd: "Lebensräume umbauen"

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Dass Umbaukultur die Antwort auf die Frage ist, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen, zeigte die Baukulturwerkstatt in Schwäbisch Gmünd anhand von vier Projekten, die im Rahmen einer Busexkursion besucht und vorgestellt wurden, sowie der gemeinsam erarbeiteten konkreten Handlungsstrategien.

Der kommende Baukulturbericht 2022/23 befasst sich mit dem Thema „Neue Umbaukultur“. Die darin enthaltenen Themenschwerpunkte „Umbau für eine neue Mobilität“, „Umbau für eine neue Innenstadt“ und „Umbau für den Klimaschutz“ wurden an drei Werkstatttischen am 30. September und 1. Oktober 2021 in der Manufaktur B26 diskutiert. Besonderes Augenmerk lag auf dem Umbauprojekt „Unbreak my Hardt“ in Schwäbisch Gmünd, das von Bürgermeister Julius Mihm vorgestellt wurde. Die Baukulturwerkstatt „Lebensräume umbauen“ fand in Kooperation mit dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, der Stadt Schwäbisch Gmünd und Baukultur Baden-Württemberg statt.  

Zum Auftakt der Baukulturwerkstatt in Schwäbisch Gmünd hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, bei einer Busexkursion vier Umbauprojekte näher kennenzulernen. Das Projekt „MaxAcht“ in Stuttgart zeigte, wie gemeinschaftliches Wohnen und Planen funktionieren kann. Am „Reallabor Wohnen“ in Stuttgart-Rot wurde die Herausforderungen für Planen und Bauen im Kontext von einer „Neuen Umbaukultur im Quartier Am Rotweg“ von Gisbert Renz (Techn. Vorstand Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG) und Martin Gebler (Leiter Wohnungsverwaltung Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG) vorgestellt, einschließlich des vielseitigen Beteiligungsprozesses. Die dritte Station der Exkursion, die Pläne und Entwicklungen zum Projekt „Bahnhofsareal Waiblingen“ wurden vor Ort von Oberbürgermeister Andreas Hesky sowie Baubürgermeister der Stadt Waiblingen, Dieter Schienmann, und Hans-Peter Künkele von der IBA-Geschäftsstelle vorgestellt. Das vierte Projekte führte uns dann bereits nach Schwäbisch Gmünd. Dort stellte uns Bürgermeister Julius Mihm das Sanierungsgebiet Hardt und das konkrete Projekt „Unbreak my Hardt“ vor.

Nach der Exkursion begrüßte Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Oberbürgermeister Richard Arnold, Oberbürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd sowie Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, die Anwesenden in der Manufaktur B26.

Thematischen Input gaben die Vorträge von Bürgermeister (und Architekt) Julius Mihm, der das Projekt rund um den Umbau des ehemaligen Kasernengeländes im Stadtteil Hardt vorstellte, sowie von Landschaftsarchitekt Gerhard Hauber (Ramboll Studio Überlingen), der dafür plädierte, alle Aspekte der Klimaanpassung in die Stadtplanung zu integrieren, z.B. durch Starkregenstrategien oder wassersensible Gestaltung von Freiräumen.

Weitere Impulse setzte am zweiten Tag der Veranstaltung Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und Vorsitzende des Beirats der Bundesstiftung Baukultur in Ihrer digitalen Begrüßung sowie die Referentinnen und Referenten vor Ort an den drei Werkstatt-Tischen. Bevor das Arbeitsformat startete, fasste Reiner Nagel den ersten Veranstaltungstag zusammen und Inga Glander, Projektleiterin für den Baukultutbericht, leitete ins Thema ein.

Zum Thema „Umbau für eine neue Mobilität“ hielt Steffen Baun (Frauenhofer IAO) einen Impulsvortrag und Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner stellte am Werkstatt-Tisch 1 das Projekt „Chancen für die Innenstadt – Die Kombilösung Karlsruhe kommt“ vor.

Am zweiten Werkstatt-Tisch zum Thema „Umbau für eine neue Innenstadt“ wurde über die städtebauliche Entwicklung von Gundelsheim debattiert. Dazu stellte Bürgermeister Jonas Merzbacher die Entwicklungen in der oberfränkischen Gemeinde vor. Ein Impuls wurde von Sven Lohmeyer, urbanista und Laura Becker, IHK Offenheim gehalten.

Am Werkstatt-Tisch 3 „Umbau für den Klimaschutz“ wurde das Projekt „Stadt- und Landbezogene Klimaanpassungen“ von Christof Luz umfassend in den Blick genommen. Einen Impuls zum Thema hielt Christoph Schmidt, Geschäftsführer von Grün Berlin.

Aus den Diskussionen an den Werkstattischen kristallisierten sich Empfehlungen und Lösungsansätze heraus. Die nachfolgenden 12 Punkte werden hierzu für den kommenden Baukulturbericht 22/23 weiter ausformuliert.

  1. Wandel aktiv gestalten – Mobilität, Klima, Innenstädte … werden zum inhaltlichen Thema
  2. Räume für alle (Raumgerechtigkeit) – lernen von Industrieller Formgebung (Schönheit)
  3. Stadtumbau „unter Betrieb“ – Baukultur braucht mehr Entwicklungsmanagement
  4. Dynamisierung und Professionalisierung erforderlich (Handlungsdruck)
  5. Teilhabe aufrechterhalten und Impulse direkt aufnehmen (aktive Haltung)
  6. Umbau fordert sektorales Denken aufzugeben – Zusammenarbeit fördern
  7. Erfolgsgeschichten erzählen, Freude verbreiten und „machen“ statt „nur reden“
  8. Wir können durch handeln Qualität gewinnen – positive Bilder/ Botschaft
  9. Ausmisten und zielgenauer handeln (Bsp. E-Roller)
  10. Fehlentwicklungen konsequenter benennen – viel weniger Konjunktive (Einfamilienhäuser / Bahnhöfe)
  11. Wissenslücken schließen (Begreifen von Zusammenhängen) – Dinge zuende denken
  12. Baukulturelle Instrumente stärker operationalisieren (Toolbox)

Die Zusammenfassung der Baukulturwerkstatt Schwäbisch Gmünd können Sie sich hier ansehen.

 

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