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Handzeichen für mehr Baukultur: Neu gegründeter Förderverein Baukultur Brandenburg e.V.

Mehr Baukultur für Brandenburg! Dafür setzt sich der neu gegründete Förderverein Baukultur Brandenburg e.V. ein. Das Bündnis aus Planenden und Politik setzt darauf, die Aktivitäten der sich ebenfalls neu formierten Baukulturinitiative Brandenburg zu unterstützen und das bürgerschaftliche Engagement für die Baukultur im Bundesland zu stärken.

Die Gründung durch insgesamt 30 Gründungsmitglieder fand in den Räumen der Bundesstiftung Baukultur statt. Im Interview erläutert Petra Kind, Projektleiterin und Leiterin der Geschäftsstelle der Baukulturinitiative Brandenburg, die bevorstehenden Aufgaben der Initiative, die eine Kooperation des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung mit den Brandenburger Architekten- und Ingenieurskammern ist, unterstützt durch die Bundesstiftung Baukultur.

Welches Ziel verfolgt die Baukulturinitiative Brandenburg?

Unsere gebaute Umwelt in guter Qualität zu gestalten, ist ein europaweites politisches Ziel. Um dieses Anliegen noch gezielter in die Gesellschaft zu bringen, gibt es seit Mai 2019 die Baukulturinitiative Brandenburg. Wir haben das Ziel, die vorhandenen Kräfte des bestehenden Netzwerkes Baukultur Brandenburg zu bündeln, mit Dialogformaten Bürgerinnen und Bürgern für Baukultur zu sensibilisieren und die Initiative in eine landesweit aktive Stiftung zu führen. 

Was macht die Baukultur Brandenburgs so besonders? 

Einerseits natürlich die geografische Lage in Europa und Nähe zur Hauptstadt Berlin. Anderseits ist Brandenburg von einem starken Stadt-Land-Gefälle mit viel Nachholbedarf charakterisiert. Es gibt Leuchttürme der Baukultur, wie die Bestandssanierung der Tiny-Houses in Kyritz, die auch den aktuellen Brandenburgischen Baukulturpreis gewonnen haben (Kannenberg Architekten). Es können und müssen aber noch viel mehr schlummernde Potentiale geweckt werden, wie beispielsweise die großen ehemaligen Militärgebiete oder (auch das gehört zur Baukultur) das Vereinfachen von Verwaltungsstrukturen und -abläufen. 

Welche Herausforderungen gab es bei der Gründung?

Es gibt immer gute Vorbilder, aber keinen Königsweg, der für alle passt. Die Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins für die Baukultur in Brandenburg muss folglich an die lokalen Besonderheiten angepasst werden. Abstimmungsprozesse sind oft zeitraubend, aber wichtig für den Prozess. Ich denke, die Initiative lernt sich dadurch selbst immer besser kennen und tatsächlich können wir uns jetzt freuen, denn wir haben den ersten Schritt gemeinsam geschafft. 

Wie hat sich der Entwicklungsprozess der Baukulturinitiative Brandenburg bis heute gestaltet?

Nach einer Konsolidierungsphase Mitte 2019 haben die Partner (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung, die beiden Kammern und die Bundesstiftung Baukultur) in einem Perspektiv-Workshop mit dem Netzwerk und interessierten Gästen die Gründung des Fördervereins beschlossen. Gleichzeitig wurde die Grundlage eines Erscheinungsbildes (Logo, Internetauftritt) erarbeitet, so dass wir schnellstmöglich in den Dialog treten können. 

Welche Rolle nimmt die Baukulturinitiative und ihr Förderverein für Brandenburg ein? 

Die Initiative will als Kommunikationsplattform in den Dialog treten und mit Fachveranstaltungen und lokalen Partizipationsformaten baukulturelle Themen vermitteln. Der gemeinnützige Förderverein soll immateriell und materiell die Initiative unterstützen, denn das nächste Ziel ist die Errichtung einer landesweit aktiven Stiftung Baukultur Brandenburg.

Was macht es in Brandenburg so besonders, Baukultur in die Gesellschaft hinein zu tragen?

Das Flächenland Brandenburg ist ein traditionelles Agrarland, das seit Jahrhunderten in Beziehung mit der wechselvollen Geschichte Berlins steht. In der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie erlebten die Hohenzollern hier ihren Aufstieg. Die Kriege im letzten Jahrhundert hinterließen riesige Truppenübungsplätze, die heute meist Naturschutzgebiete sind. Der demografische Wandel seit dem Mauerfall hält noch immer an und ist Grund für das unsichere und nicht so traditionelle Heimatgefühl der Menschen hier. Berlin war seit Jahrhunderten Anziehungspunkt bedeutender und einflussreicher Leute, die gerne in Brandenburg ihren Zweitwohnsitz, oft in Form eines Landgutes, besaßen.

Kein anderes Bundesland hat diese Struktur. Mit den vielfältigen Auswirkungen der Globalisierung und dem enormen Wachsen der Metropole Berlin verändert sich auch das Land. Der Ort Lenzen zum Beispiel, ganz im Nordwesten, liegt in einem der am dünnsten besiedelten Gebiete. Hier findet übrigens dieses Jahr das Partizipations- und Baukultur-Vermittlungsformat „Stadt-Land Gestalten. Mach mit!“ statt. Und wir hoffen, dass dort, wie auch in vielen anderen Orten Brandenburgs, Baukultur gut gelingen kann.

Interview: Johannes Buzin

Petra Kind, Projektleitung, Baukulturinitative Brandenburg

Studium der Kunst- und Architekturgeschichte. Arbeitete in den letzten Jahren als selbstständige Beraterin und Gutachterin für Denkmal-pflegeprojekte und Nachverdichtungen im historischen Bestand in Berlin und Brandenburg. Seit Mai 2019 Ansprechpartnerin für die Baukulturinitiative Brandenburg.

Kontakt: kind@bundesstiftung-baukultur.de

Lesen Sie auch die Pressemeldung der Bundesstiftung Baukultur zur Neugründung des Fördervereins Baukultur Brandenburg e.V.

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