Nachhaltig, innovativ, effizient - ein neues Bürogebäude für den Deutschen Bundestag

© Jan Bitter

Nachhaltig, innovativ, effizient - ein neues Bürogebäude für den Deutschen Bundestag

Dieser modulare Bürobau inmitten des Berliner Regierungsviertels wurde für den Deutschen Bundestag entwickelt. Der siebengeschossige Neubau bietet auf 9.200 Quadratmetern Nutzfläche 400 Büroräume für die Abgeordneten des Bundestags. Das Projekt wurde mit Blick auf den nach der Bundestagswahl 2021 zu erwartenden Gesamtbedarf des Deutschen Bundestags vorausschauend auf den Weg gebracht. Im September 2019 sollte noch geprüft werden, ob bis Ende 2021 400 Büros temporär errichtet werden könnten. Es wurde vom BBR eine innovative Vergabe- und Projektstruktur vorgeschlagen, die im Januar 2020 von der zuständigen Kommission des Deutschen Bundestages mit der Zielstellung der Fertigstellung bis Ende 2021 bestätigt wurde.

Im Mai 2020 erhielt die Bietergemeinschaft aus dem Projektentwickler Primus developments, dem Holzbauspezialisten Kaufmann Bausysteme und dem Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton den Zuschlag. Ihr Konzept überzeugte insbesondere im Hinblick auf die Aspekte Effizienz und Nachhaltigkeit. Auf genaue Vorgaben zur Bauweise wurde in der vorgenommenen Ausschreibung bewusst verzichtet. Aufgrund des ambitionierten Zeitplanes lag die Wahl einer System- oder Modulbauweise nahe.

Ende Oktober 2020 begannen die Bauarbeiten, ab April 2021 konnten an jedem Werktag sechs in Berlin-Köpenick hergestellte Module montiert werden. Im Dezember 2021 war das gesamte Gebäude fristgerecht bezugsfertig und wurde an den Deutschen Bundestag übergeben. Die Gesamt-Projektzeit dauerte also, rechnet man vom ersten Prüfauftrag im September 2019, gerade einmal 27 Monate, davon 15 Monate Bauzeit. Damit ist der Luisenblock ziemlich sicher das schnellst errichtete Gebäude für Abgeordnete in der Bundesrepublik Deutschland.

Der Baukörper reagiert auf sein komplexes Umfeld mit großer Einfachheit: Ein simpler H-Grundriss vermittelt zwischen der Kammstruktur des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und der Blockrandkante des angrenzenden Quartiers. Durch die H-Formation ergeben sich zwei Gebäudeteile mit unterschiedlichen Qualitäten und Höfen: der südliche Teil bietet sich als Cour d’honneur an, über den man die halböffentlichen Bereiche und die großzügige Treppenanlage erreicht. Der nördliche Teil – durch eine Glaswand gegen den Lärm der Stadtbahn geschützt – beherbergt einen grünen Innenhof, den Hauptsicherheitsbereich und die meisten der 400 Büros. Alle Büros wurden als vorgefertigte Massivholzmodule konzipiert. Werkseitig wurden Fensterelemente, ein Holzrahmen mit Wärmedämmung und integrierter Sonnenschutzanlage sowie eine Unterkonstruktion für die Fassadenbekleidung aus farbigem Glas in das Modul eingebaut. Lediglich die Bodenplatte, die Technikräume im Erdgeschoss und das zentrale Atrium wurden in Stahlbetonfertigteilbauweise errichtet. Das Materialkonzept der Innenräume folgt der konstruktiven Logik dieser Hybridkonstruktion, die Rohbaumaterialien Holz und Beton bleiben hier sichtbar.

Aufgrund der Modulbauweise ist das Gebäude besonders rückbaufähig. Einzelne Module können leicht an einem anderen Ort wieder aufgebaut oder recycelt werden. Die etwa 5.000 Kubikmeter Holz, die in den 470 Modulen verbaut sind, werden in den nächsten 15 Jahren im Rahmen von Neupflanzungen nachwachsen.

Das Projekt wurde auf dem Ettersburger Gespräch 2022 vorgestellt.

Fertigstellung Oktober 2020 - Dezember 2021 (15 Monate)
Auftraggeber Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin/Bonn
Architekt / Planer Sauerbruch Hutton, Berlin
Planungsbeteiligte Generalübernehmer/Generalunternehmer: Kaufmann Bausysteme, Reuthe (AUT), PRIMUS developments, Hamburg; Holzmodule: Kaufmann Bausysteme, Reuthe (AUT)
Baukosten brutto 70 Mio. Euro
Nutzungen Arbeiten
Öffentliches Bauen

Dokumentation

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