Auf dem Weg zu einer neuen Umbaukultur – Konvent der Baukultur 2022 in Potsdam

© Bundesstiftung Baukultur, Till Budde
© Bundesstiftung Baukultur, Till Budde

Zwei Tage lang diskutierten Vertreter und Vertreterinnen aus allen Bereichen der Architektur und des Ingenieurwesens, aus Immobilienwirtschaft, Bauwirtschaft, Verbänden, Kammern, Kommunen und Verwaltung auf mehreren Bühnen und Podien in Potsdam über Baukultur. Gastgeberin war die Bundesstiftung Baukultur, die am 3. und 4. Mai 2022 zum Konvent und „Basislager“ geladen hatte.

Der Konvent legte ein besonderes Augenmerk auf die aktuelle Bedeutung der öffentlichen Räume, die Transformation unserer Innenstädte und das Thema des kommenden Baukulturberichts „Neue Umbaukultur“. Bestandsgebäude und Infrastrukturen werden zunehmend als Ressource und sogenannte graue Energie gesehen. Sie prägen aber vor allem den Charakter unsere Städte und Dörfer. Ein bestandsbezogener Umbau stärkt deshalb das Ortsbild und vermeidet zusätzliche Emissionen von Ersatzneubauten. Auf dem Weg zu einer neuen Umbaukultur geben wir deshalb der sogenannten Grauen Energie der in Bauwerken gebundenen Emissionen eine neue Chance und erkennen sie als ideelle und materielle Goldene Energie für unserer Gesellschaft.

Beim Konvent der Baukultur 2022 wurde außerdem dem Thema baukulturelle Bildung besonderer Raum gegeben und durch den einstimmigen Beschluss der „Potsdamer Resolution der baukulturellen Bildung“ Nachdruck verliehen. 

Räume prägen Menschen – Menschen prägen Räume. Die Förderung von Wahrnehmungs-, Sprach- und Handlungsfähigkeit für unsere gebaute Umwelt durch baukulturelle Bildung, ist auch weiterhin ein zentrales Anliegen der Bundesstiftung. Denn eine erfolgreiche baukulturelle Vermittlung öffnet Türen für ein verantwortungsbewusstes Mitgestalten unserer Lebensräume.

Basislager der Baukultur

Mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland fanden sich am Dienstag, den 3. Mai zu fünf Foren ein, die als Ideenschmiede und Inspirationsquelle den Auftakt für die zweitägige Veranstaltung bildeten. Sie tauschten sich zu Baukultur in der Bildung, handwerkliche (Aus-)Bildung, kundige Baustoffe und Lebenszyklusbetrachtungen, Baukulturinitiativen und erfolgreichem Entwicklungsmanagement aus. Vorab begrüßen Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg, und Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur die Gäste.

Gemeinsam mit Künstlerin Ute Reeh eröffnete Reiner Nagel am Abend die Ausstellung „Brandenburgs Alhambra“. Ein Pilotprojekt zum Bau einer Autobahnraststätte und Lärmschutzwand aus Lehm in Brandenburg. Im Anschluss fand der Abendempfang statt. Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen (BMWSB) und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert begrüßte die Gäste in der Landeshauptstadt Potsdam. Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, hielt eine eindrucksvolle Keynote zum Zusammenhang von bauen und Klimafolgen.

Auf dem Weg zu einer neuen Umbaukultur

Der zweite Tag des Konvents war vor allem der inhaltlichen Debatte zur Lage der Baukultur in Deutschland gewidmet. Dieparlamentarischen Staatssekretärin Cansel Kiziltepe aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) eröffnete den Konvent mit einem Grußwort. Andrea Gebhard, Vorsitzende des Stiftungsbeirates und Präsidentin der Bundesarchitektenkammer leitete in den Konvent ein.

Hieran schloss sich die Rede des Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur, Reiner Nagel, an. Er hielt seinen Vortrag unter der Überschrift „Lage der Baukultur in Deutschland und Neues zur Umbaukultur“ und bereitete den Weg zur inhaltlichen Debatte.

Prof. Sobek aus Stuttgart und Mitglied des Stiftungsrates sprach in seiner Keynote über „Ausgehen muss man von dem, was ist“ über die Zukunft des Bauens, angesichts von Klima- und Ressourcenfragen.  Auf dem anschließenden Podium diskutierten Prof. Dr. Werner Sobek, Andrea Gebhard, Reiner Nagel und die Präsidentin Bundes Deutscher Architekten, Susanne Wartzeck, mit den Konventberufenen über den aktuellen Perspektivenwechsel zur Umbaukultur.

Beim Konvent 2022 wurden aus den Reihen der Konventberufenen die Vertreterinnen und Vertreter für den Stiftungsrat und Beirat der Bundesstiftung Baukultur für die kommenden vier Jahre gewählt. Die konstituierende Sitzung des Stiftungsrates und Benennung der Beiratsmitglieder ist für den 1. Juni 2022 vorgesehen.

Zentrales Format für die aktuelle Debatte zur Baukultur waren nach dem Mittag zehn Werkstatttische zu aktuellen Themen des Planen und Bauens, von den Innenstädten über die Bodenfrage bis zum Umbau von Bahnhöfen. Hier kamen alle Konventberufenen zu Wort und brachten sich ein. Die Ergebnisse der Werkstatttische fließen direkt in den nächsten Baukulturbericht mit dem themenschwerpunkt „Neue Umbaukultur“ ein.

Am Nachmittag diskutierten dann auf dem politischen Podium zum Thema „Auf dem Weg zu einer neuen Umbaukultur“ die baupolitischen Bundestagsabgeordneten und zum Teil Fraktionssprecherinnen und -sprecher des Deutschen Bundestages. Im Gespräch waren Claudia Tausend (SPD), Kassem Taher Saleh (Bündnis 90/ Die Grünen), Daniel Föst (FDP), Michael Kießling (CSU) und Caren Ley (DIE LINKE).

Zum Abschluss der beiden Veranstaltungstage stellte Reiner Nagel die durch den Konvent erarbeitete „Potsdamer Resolution zur baukulturellen Bildung“ vor. Sie wurde von den Konventberufenen einstimmig beschlossen. In ihr wir gefordert, die baukulturelle Bildung in Deutschland zu stärken und in allen Einrichtungen der Bildung auf ein stabiles Fundament zu stellen. Besonders in Schulen sollten Baukultur öfter und besser vermittelt und mehr Angebote auch in Werkräumen geschaffen werden. Schon junge Menschen sollen zur Mitwirkung an der Gestaltung der gebauten Umwelt befähigt werden. Durch baukulturelle Bildung soll auch dem Fachkräftemangel in Handwerk und Planungsberufen begegnet werden.

Mit konkreten Handlungsempfehlungen wendet sich der Konvent der Baukultur als zentrales Forum aller Bauschaffenden Deutschlands mit der Resolution an Politik, Verwaltung und Institutionen, aber auch an Unternehmen, Kammern, Verbände und Initiativen.

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