Wohnen über dem Büro
Mit Freude sanieren
Eigentlich wollten Christian Knoche und Gaby Kannegießer in der Fabrik nur ihr Büro einrichten und in der Nähe wohnen. Da sie aber keine passende Bleibe fanden, gewannen sie den Eigentümer dafür, die Fabrik zu diesem Zweck aufzustocken. Mit zwei Etagen war der Bestand ohnehin für die zentrale Lage zu niedrig, und so stimmte das Denkmalamt einer Erhöhung bis zur Traufkante des Nachbarbaus zu.
Der ruhig verputzte Quader hebt sich zwar klar von der historischen Backsteinfassade ab, er zeugt aber eher von Understatement, wie eine Architekten-Jury befand. Es gibt keine Vor- und Rücksprünge, die Hauptwohnung orientiert sich auf ein Atrium. Die neuen Fenster haben zum Teil Panorama-Maße, beziehen sich aber auf die alten Öffnungen. Da die bestehende Mauerwerksstruktur für eine Aufstockung vorbereitet und tragfähig war, baute man den Quader samt internen Trennwänden auch massiv aus Ziegeln. Wo der Neubau nicht über alten Tragwänden steht, leiten Stahlträger dessen Last auf die Unterkonstruktion ab. Der unauffällig graue Putz ist in Querrichtung reliefiert, ein umlaufendes helles Band markiert die Decke und bildet wie ein Fries den oberen Abschluss.
Auch der Innenausbau zeugt von großer Sorgfalt: Küche, Heizung und Schränke verschwinden hinter einheitlichen Holzoberflächen, sodass der Raumeindruck überaus großzügig ist. Zur Erschließung musste das bestehende hölzerne Treppenhaus durch eine Stahlkonstruktion ersetzt und ein Fahrstuhl eingebaut werden.
„Der Aufstockung gelingt die Gratwanderung zwischen Eigenständigkeit und Respekt vor dem Bestand“, schrieb eine andere Jury und lobte die „außerordentliche architektonische Virtuosität“ und den „Beitrag zur Baukultur urbanen Wohnens“.
Aus unserem Handbuch "Mit Freude sanieren"
Rubrik | Arbeiten Wohnen |
Region | Sachsen |
Bauherr | privat |
Planung | Knoche Architekten Partnerschaftsgesellschaft, Leipzig |
Fertigstellung | 2017 (1896) |
Größe / Fläche | ca. 300 m2 Wohnfläche, 1.250 m2 Nutzfläche mit Sanierung |
Baukosten | 1,7 Mio. € |