Gemeindezentrum in Weimar
Weiterbauen im Welterbe
Als Teil der UNESCO-Welterbestätten der Weimarer Klassik genießen die Stadtkirche St. Peter & Paul, die Wirkungsstätte Johann Gottfried Herders als Superintendent, und das benachbarte Herderhaus besondere Aufmerksamkeit. Jedoch kollidierten touristische und kulturelle Nutzungen oftmals mit dem Alltag der Kirchengemeinde. Auch die bauliche Situation war kaum angemessen, denn beiderseits zweier Altbauten, die die Kirche bereits nutzte, klafften seit etwa 100 Jahren Baulücken – rechts nach dem Abriss eines Wirtshauses, links nach einer Straßenverbreiterung. Das dortige Restgrundstück kaufte die Gemeinde hinzu, um – zukünftig auf vier Häuser verteilt – für verschiedene Nutzergruppen die passenden Räume zu schaffen. Das Auswahlverfahren dafür gewannen Gildehaus Reich Architekten, auch weil sie zur Bedarfsplanung eine Ideenwerkstatt vorgeschlagen hatten, bei der alle wichtigen Akteure interviewt wurden: Archäologen, Denkmalpfleger, Gemeindemitglieder, Hausmeister.
Die zwei denkmalgeschützten Altbauten von 1598 wurden auf ihre prägendsten Epochen zurückgeführt. Im klassizistischen blauen Haus findet man heute die „Kinderkirche“, Pfarrbüros und eine Wohnung; im barocken Nachbarhaus die Hausmeisterwerkstatt, Sozialräume und eine weitere Wohnung. Im rechten Neubau befindet sich der große Gemeindesaal. Ein kleiner Saal, die „Studentenkirche“ und der Kirchenladen liegen im südlichen Neubau. Den eindeutig zeitgenössischen Ergänzungen gelingt durch ihre Kleinteiligkeit und ihre Putzfassaden mit weiß umrandeten Fenstern der Dialog mit dem Bestand. Trotz der räumlichen Herausforderungen wurden Nutzungskonflikte beseitigt und ein besonderer Ort für Einheimische wie Auswärtige geschaffen.
Rubrik | Arbeiten Wohnen Kultur Innenentwicklung |
Region | Thüringen |
Bauherr | Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde |
Planung | Architektur |
Fertigstellung | 2013 |
Baukosten | 2,65 Mio. Euro |