Skulpturales Schwingen
Mit Freude sanieren
En passant wirkt die neue, mächtige Baumasse gar nicht wie aufgesetzt. Ihre vor- und zurückweichende Außenhaut scheint sich fast organisch aus dem Bestandsbau zu entwickeln. Dessen postmodern gerundete Balkone schwingen gleichsam in den Blechausbuchtungen der Dachlandschaft weiter.
In Wirklichkeit trennen Alt und Neu räumlich Welten. Da der vierstöckige, konventionelle Massivbau nicht auf ein vertikales Weiterbauen ausgelegt war, kam für diesen nur eine Holzkonstruktion in Betracht. Nach dem Abriss des Staffelgeschosses und der Errichtung der seitlichen Brandwände in Ortbeton hob ein Kran die Massivholztafeln des Aufbaus ins fünfte Obergeschoss. Rasch war er wie ein Kartenhaus montiert und verschwand hinter der schimmernden Edelstahl- verkleidung, die den Hausaufsatz zusätzlich optisch „erleichtert“.
Den Bauherren schwebte eine exibel in drei bis fünf Einheiten teilbare Wohn- landschaft vor, in der sich Außen und Innen vielfach durchdringen. Tatsächlich lassen breite Decks und Fensterfronten den Blick in alle Himmelsrichtungen schweifen. Gen Norden fügt sich der Aufbau indes gut in die schlichte Straßenfront ein.
Brandschutztechnisch möglich wurde der großvolumige Aufbau vor allem durch die hoch feuerhemmende (und nebenbei schalldämpfende) Ausbildung der obersten Geschossdecke. Die im Inneren groß ächig sichtbaren Holzober ächen der Konstruktion heben sich warm vom Beton der rau geschalten Brandwände und den steinernen „Inseln“ des Interieurs ab.
Passivsolare Gewinne durch die Hofverglasung, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Dreifachverglasung minimieren den Energiebedarf der Aufstockung, die auch in der Materialwahl ressourcenschonend und rückbaubar konzipiert ist.
Aus unserem Handbuch "Mit Freude sanieren"
Rubrik | Wohnen |
Region | Bayern |
Bauherr | privat |
Planung | Pool Leber Architekten, München |
Fertigstellung | 2018 (1987) |
Größe / Fläche | 568 m2 Aufstockung nach Abbruch Staffelgeschoss, Zugewinn 350 m2 |