Besucherzentrum des Naturkostproduzenten Rapunzel in Legau
Ökologie des Gebäudes und der Produktion
Auf dem Betriebsgelände der Rapunzel Naturkost GmbH in Legau ist nach dreijähriger Bauzeit ein öffentliches Besucherzentrum als begehbare Gebäudeskulptur entstanden. Das Besucherzentrum wurde mit nachwachsenden sowie wiederverwertbaren Baustoffen in besonders energieeffizienter Bauweise realisiert.
Charakteristisches Element des dreiflügeligen Gebäudes mit einer Bruttogrundfläche von 7.560 m² ist eine tief heruntergezogene, mit Ziegeln gedeckte Holzdachkonstruktion, die den gesamten Baukörper wie ein breites Band umläuft und sich an der nördlichen Ecke zu einem adressbildenden, 21 m messenden Hochpunkt aufschwingt. Eine als Band angelegte Glasfassade bringt maximale Transparenz in das Erdgeschoss. Die organisch geschwungene Form entsteht durch drei in den Naturraum gestreckte Gebäudeflügel, die jeweils unterschiedliche Nutzungsbereiche beinhalten.
Natürliche und nachwachsende Baustoffe wie Holz und Ton wurden eingesetzt und die Haustechnik auf ein notwendiges Minimum reduziert. Kein Styropor wurde für die Dämmung und den Unterboden verwendet, sondern recycleter Schaumglasschotter. Alle Materialien, Farben und Beschichtungen sind mineralisch und ökologisch sorgsam gewählt.
Alle Handwerksbetriebe, die bei der Errichtung der Rapunzelwelt mitgewirkt haben sind in der unmittelbaren Nachbarschaft beheimatet. Vom heimischen Holz bis zum benachbarten Kieswerk konnte auf lokale Materialien zurückgegriffen werden, um die ökologischen Auswirkungen langer Transportwege gering zu halten. So stärkt das Gebäude nicht nur die Region, sondern hilft der Umwelt durch Vermeidung von Emissionen und Ressourcenverbrauch im Transport.
Die Lage und Anordnung der Räume und die Fensteröffnungen wurden nach mikroklimatischen Gesichtspunkten festgelegt. Der weite Dachüberstand sorgt für eine natürliche Verschattung der tageslichtoptimierten Räume. Die Belüftung ist natürlich. Lediglich die Bereiche der Rösterei müssen noch mechanisch belüftet werden, da hier die Wärmelasten ein Normalmaß überschreiten. Das Gebäude wurde an das schon gute Nahwärmenetz und die solare Stromgewinnung von Rapunzel angeschlossen. Eine Ökobilanz wurde erstellt und bei der Wahl der Materialen waren die eingebundene Energie, die Wiederverwertbarkeit und der Transport entscheidende Faktoren. Mit der konsequenten Nutzung aller Abwärmepotenziale kann der Wärmebedarf des Besucherzentrums bis zu 85 % aus Abwärme gedeckt werden.
Projektbeispiel zum Ettersburger Gespräch 2023
Rubrik | Arbeiten Kultur Ländliche Räume |
Region | Baden-Württemberg |
Bauherr | Rapunzel Naturkost GmbH, Legau |
Planung | haascookzemmrich STUDIO2050, Stuttgart |
Projektbeteiligte | Generalunternehmer: Gebr. Filgis GmbH & Co. KG, Altusried |
Planungszeitraum | 2019-2022 |
Baukosten | 21.309.946 € netto |