Mittelpunkt fürs Quartier
Mit Freude sanieren
Samtweberviertel heißt die Krefelder Südweststadt, seit die alte Textilfabrik zum „Initialprojekt“ für das vernachlässigte Gründerzeitviertel wurde. Bundesmittel aus dem Programm „Stadtumbau West“ und vor allem das Engagement der Montag Stiftung Urbane Räume aus Bonn sorgten dafür, dass in den imposanten, blockgroßen Backsteinbau wieder Leben einzog. Die Produktion war hier bereits 1970 eingestellt, die Zwischennutzung durch die Stadtverwaltung 2008 auf- gegeben worden.
Der im Umbau von Industriedenkmalen erfahrene Architekt Heinrich Böll erarbeitete ein Konzept zur behutsamen Revitalisierung, das nach und nach durch verschiedene Architekten umgesetzt wurde: Kreatives Kleingewerbe und günstige Büros belegten bald die Verwaltungsbauten; die historischen Fabriketagen plante Böll selbst zu Wohnungen um ohne dem Denkmal die Aura zu rauben. So blieben im Inneren Backsteinwände und Kappendecken sichtbar. Die größten Eingriffe beschränken sich auf die Hofseite: Stählerne Laubengänge und Balkone, vom Bestand respektvoll abgerückt, erschließen die 37 ganz unter- schiedlich großen Wohnungen barrierefrei und sind zugleich halbprivate Orte der Begegnung für die Mieterschaft. Dreizehn der Wohnungen sind Sozialwohnungen.
Die Shedhalle im Hof wurde schließlich zum multifunktionalen Treffpunkt fürs Quartier. Die selbstverwaltete Projektgesellschaft bekam das Ensemble quasi umsonst für 60 Jahre in Erbpacht, unter der Bedingung, dass sie die Gewinne wieder ins Quartier steckt und die Mieterschaft für eine festgelegte Stundenzahl soziale Arbeit leistet – wofür genau, wird basisdemokratisch entschieden. Die Website des Samtweberviertels präsentiert eine große Anzahl weiterer Projektideen.
Aus unserem Handbuch "Mit Freude sanieren"
Rubrik | Arbeiten Wohnen |
Bauherr | Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH, eine Initiative der Montag Stiftung, Bonn |
Planung | Böll Architekten, Essen |
Fertigstellung | 2017 (Ende des 19. Jahrhunderts) |
Größe / Fläche | 37 Wohneinheiten mit 25–110 m2 |
Baukosten | 6,9 Mio. € |