Gerettete Strahlkraft
Mit Freude sanieren
Die Glashütte Alt-Stralau in Berlin war vielen ein Begriff. Fast 20 Jahre lang stand sie leer, nur gelegentlich von Partys und Konzerten be- lebt, von Graf ti überzogen. Den Investoren, die ringsum Großes planten, war der Backsteinbau nur im Weg. Ein Umbau galt als „total unwirtschaftlich“.
Erst eine Baugemeinschaft, von der Maklerin Tanja Zieske zusammengetrommelt, traute sich
die Rettung zu. Die Architektin Anita Eyrich plante, behutsam 25 Wohnungen in die denkmalgeschützte Hülle einzufügen. Drei Jahre zogen die Retter mit dem Konzept durch die Berliner Ämter. Ende 2014 konnten sie das Gebäude kaufen. Für Anita Eyrich ging die Arbeit nun erst richtig los.
Vernietete Stahlträger überspannten die fast stützenfreien Räume – ein Loft-Gebäude von „immenser Strahlkraft“, wie Eyrich schwärmt. „Das Gebäude war zwar schadstoffverseucht, aber im Kern tiptop. Wir wollten daraus keine schicke, glatte Kiste machen.“
Also sicherte sie Spuren, betrachtete alte Fotos und versuchte, den Charakter des Kolosses so weit wie möglich zu erhalten. Das entsprach dem Ansinnen der Denkmalpflege.
Als größere Probleme erwiesen sich der Wärme- und der Brandschutz nach den strengen Vorgaben von heute: Um außen so wenig wie möglich zu verändern, baute Eyrich eine zweite Wand mit neuen Fenstern hinter die Fassade. Die Nebenräume stehen als weiße „Service-Boxen“ frei im Raum. Daneben gibt es zwischen den Stahlträgern raue Ziegelmauern und weite Durchblicke. Die Planerin schaffte es, die Offenheit der Struktur zu bewahren.
Aus unserem Handbuch "Mit Freude sanieren"
Rubrik | Wohnen |
Region | Berlin |
Bauherr | Baugruppe Glashütte Alt-Stralau |
Planung | Eyrich-Hertweck Architekten, Berlin |
Fertigstellung | 2018 (spätes 19. Jahrhundert) |
Größe / Fläche | 2945 m2 |
Baukosten | 2380 €/m2 |