Ein Hof zum Wohlfühlen
Mit Freude sanieren
Mitten in einem Weiler gelegen, boten die drei Hofgebäude die Möglichkeit der räumlichen Differenzierung: Das Wohnhaus rechts vorn an der Straße wurde zum „Schlafhaus“ mit zwölf Betten und drei Bädern. Die Werkstatt mit Stall vis-à-vis wurde zu Küche und Speiseraum umfunktioniert, die Scheune hinter dem Wohnhaus zum Veranstaltungsraum. Und in der Remise dazwischen fanden die Haustechnik sowie ein Spielraum für Kinder Platz.
Der Umbau war aufwändig: Die Fachwerkkonstruktion des Wohnhauses erwies sich als marode, die Wände im Stall waren kontaminiert, die Fundamente der Scheune instabil. Vieles musste erneuert, abgesperrt, unterfangen werden, was zugleich die Chance bot, die Raumzusammenhänge großzügiger zu gestalten. Die Außenhaut wurde denkmalgerecht gedämmt, die Aura der historischen Konstruktionen dabei subtil herausgearbeitet.
Denn dass die Hofstelle einen wahren Schatz darstellte, offenbarte der Umbau immer deutlicher: Hinter zig Schichten an Tünche und Tapeten tauchten im Wohnhaus bunte barocke Wandgemälde auf. Unter der Eingangstreppe legte man einen Brunnen frei, der neu eingefasst wurde. Eine steinerne Kellertreppe lässt sich heute unter Glas bestaunen. Auch mit den alten Fenstern und ortstypischen Schieferschindeln hatten die Restauratoren viel zu tun. Abgesehen vom wieder roten Sichtfachwerk am Wohnhaus überzieht schließlich eine helle Natursteinschlämme das Ensemble, das es harmonisiert und gleichsam „einfriert“.
Besonders Küche und Werkstatt zeigen Eigenständigkeit: Der kantige Einbau aus Sichtbeton schirmt den schadstoffbelasteten Bestand ab und wird teilweise von Heizwasser durchströmt, was den offenen Raum angenehm temperiert. Die Technik dazu ist unter der Treppe versteckt. Eine Pelletheizung versorgt alle Gebäude. Damit lautes Feiern in der Scheune nicht zum Problem wird, bekam diese eine komplett schallgedämmte Innenschale aus Holz. So wurde der marode Hof ein bemerkenswert historischer Ort zum Wohlfühlen.
Aus unserem Handbuch "Mit Freude sanieren"
Rubrik | Wohnen Kultur |
Bauherr | privat |
Planung | Marc Flick, Architekt BDA, Mainz |
Fertigstellung | 2019 (spätes 18. Jahrhundert) |
Größe / Fläche | +60 m2 |
Baukosten | 1,55 Mio. |