Traditionelles Bauen in Kyritz
Biberschwanz und Solarzelle
Im brandenburgischen Kyritz steigen die Einwohnerzahlen wieder – und mit ihr die Zahl der Kinder. Eine neue Kita sollte in der südlichen Altstadt in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus mit einer Bestandsergänzung auf der angrenzenden Brache entstehen. Die Architekten Kleyer Koblitz Letzel Freivogel aus Berlin übernahmen Kubatur, Firstlinie und sogar das Biberschwanz-Dach des Fachwerkhauses. Für die Fassade wählten sie Klinker, der in Kyritz traditionell öffentliche Gebäude auszeichnet. Seine helle Farbe signalisiert aber etwas Neues und schafft den Dialog zum Bestand. Ein zweiter Giebel gewährleistet nicht nur städtebauliche Kleinteiligkeit, sondern auch die von der Straße unsichtbare Integration einer Photovoltaikanlage und von Dachfenstern. Die Solar-Anlage ist Teil eines Energie- und Lüftungskonzepts mit Geothermie und Wärmerückgewinnung.
Der Eingangsbereich an der Hausecke ist auch für Veranstaltungen nutzbar. Hier gelangt man auch in den Altbau, wo möglichst viel Substanz erhalten wurde. In ihm befinden sich die intimeren Bereiche (Eltern-Kind-Raum, Leseraum, Räume der Erzieher), während die Gruppenräume und der Speisesaal im Neubau sind. Bei der Sanierung kamen Leichtlehm, Lehmputz, Lehmziegel sowie Schilfrohr und eine Innendämmung zum Einsatz. Auch wurden historische Baustoffe wiederverwertet: alte Dielen als Abhangdecke in der Hofdurchfahrt, Steine der Hofbefestigung für den naturnahen Garten. Weil die Brache schon fast ein Biotop gewesen war, entstanden neue Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten. In Kyritz gewinnt also gewissermaßen auch die Natur durch einen Neubau. Und natürlich gewinnen Kinder neue Spielflächen und die Stadt ein intakteres Ortsbild.
Rubrik | Innenentwicklung Ländliche Räume |
Region | Brandenburg |
Bauherr | Hansestadt Kyritz |
Planung | Architektur |
Fertigstellung | 2016 |
Baukosten | 2,7 Mio. € |