Jugendtreff Stellwerk Wiesbaden

Baukultur bietet Jugend Freiräume

© Andreas Meichsner
© A-Z Architekten
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© Andreas Meichsner

Das Stellwerk an der Holzstraße in Wiesbaden ist das einzige Relikt des Güterbahnhofs West. Jahrelang hatte sich Frank- Michael Feine, Vorstand des Centrums für aktivierende Stadtteilarbeit (CASA), bei den städtischen Behörden dafür eingesetzt, seinem Verein das wild besprayte und nur noch als Werbeträger genutzte Gebäude für die Jugendbetreuung zu übertragen. Für Feine war es die einzige Chance, einen Jugendtreff in der Umgebung zu eröffnen. Ein Grundstück zu kaufen und neu zu bauen, konnte sich der Verein nicht leisten. Selbst für den Low-Budget-Umbau mussten Spenden eingeworben werden.

Aus ökologischer und ökonomischer Überzeugung gab das Team von A-Z Architekten dem entkernten Stellwerk eine hinterlüftete, wärmegedämmte Holzfassade aus heimischer Fichte. Sie führt die Fassade des flacheren hinteren Bauteils bis zur Höhe der Fensterbrüstungen des Stellwerkturms weiter. So entstand auf dem erneuerten Dach eine sichtgeschützte Terrasse. Alle Türen und Fenster im Erdgeschoss haben Holzklappläden, die das Gebäude außerhalb der Öffnungszeiten schützen.

Innen blieben alle alten Farbschichten und die Abbruchkanten der Entkernung unbehandelt. Die Einrichtung aus OSBPlatten ist so robust und minimal wie die gesamte Architektur: perfekt für die Jugendlichen, die im Stellwerkturm einen zusätzlichen Rückzugsort mit Rundumsicht haben.

Der von intensiven Gesprächen begleitete Umbau zeigt, wie ein nutzloses Bauwerk am Straßenrand mit geringem Aufwand neu in der Stadtgesellschaft verankert werden kann. Der schlichte, hölzerne Auftritt des Jugendtreffs blieb nicht lange bestehen. Um wilde Tags zu verhindern, erhielt der Streetart- Künstler Manuel Gerullis den Auftrag, die Außenhaut mit Wandbildern zu überziehen. Sie kennzeichnen das Stellwerk heute unübersehbar als Landmarke der Jugendkultur.

Aus dem Baukulturbericht 2022/23.

Planungszeitraum 2018–2020
Auftraggeber CASA e. V. Centrum für aktivierende Stadtteilarbeit, Wiesbaden
Architekt / Planer Städtebau, Architektur und Lanschaftsplanung: A-Z Architekten, Wiesbaden; Tragwerksplanung: KSP – Kuys + Spitzhorn Ingenieurgesellschaft,
Größe / Fläche 120 qm
Baukosten brutto 350.000 Euro
Nutzungen Öffentliches Bauen
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