Rathauserweiterung Korbach

Baukultur bewahrt Ressourcen

© Caspar Sessler
© Luftbild Blosse

In den 1970er-Jahren war das mittelalterliche Rathaus der hessischen Kreisstadt Korbach um einen Anbau ergänzt worden. In zeittypischer Manier setzte sich der brutalistische Bau über den Kontext hinweg. Nach drei Jahrzehnten wurde angesichts funktionaler wie bauphysikalischer Mängel ein Wettbewerb ausgelobt, um den Anbau zu optimieren. Da die Struktur aber kaum Möglichkeiten zur Verbesserung bot, waren in einer zweiten Ausschreibung Entwürfe für einen Ersatzneubau gefordert. In der Folge erhielt das historische Rathaus, das saniert wurde, einen neuen Erweiterungsbau, der die Form des Baudenkmals wie selbstverständlich fortschreibt. Ein weiteres, langgestrecktes Gebäude entstand an dessen Rückseite. Damit wurden nicht nur zeitgemäße Verwaltungsräume in zentraler Lage geschaffen. Nach über 40 Jahren sind nun auch die städtebaulichen Defizite behoben: Während an der Straße ein neuer Vorplatz entstanden ist, wurde im Osten eine frühere Wegeverbindung wiederhergestellt. In diesem ersten Urban-Mining-Projekt in Deutschland diente der abgebrochene Anbau als Rohstoffquelle. Ziel war es, so viel Abbruchmaterial wie möglich in größtmöglichem Umfang an Ort und Stelle wiederzuverwenden. Tatsächlich gelang es, 62 % als rezyklierte Gesteinskörnung für den Neubau zu verwenden. Für die Betonherstellung wurden 15 % des Betonbruchs genutzt. Der neue Anbau ist dabei so konzipiert, dass sich alle Baustoffe nach Ablauf ihrer Lebensdauer sortenrein trennen und ebenfalls wiederverwenden lassen.

Aus dem Baukulturbericht 2022/23.
Projektbeispiel zum Ettersburger Gespräch 2023

Planungszeitraum 2017–2022
Auftraggeber Stadt Korbach
Architekt / Planer Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur und Bauleitplanung: heimspiel architekten, Münster;agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren; Urban Mining-Konzept: Anja Rose, energum GmbH, Ibbenbüren/ Harald Kurkowski, Bimolab gGmbH, Soest
Planungsbeteiligte HAC Hering Architectural Concrete, Burbach
Größe / Fläche 7.000 qm
Baukosten brutto 24,5 Mio. Euro
Nutzungen Innenentwicklung
Öffentliches Bauen
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