Baukultur bewahrt öffentliche Verkehrsverbindungen

Bahnhöfe waren immer Tore zur Stadt und zur Welt. Sie geben dem Ort ein Gesicht und sind Teil seiner Identität. Doch die architektonische Willkommenskultur fand – zuletzt kaum noch gepflegt – zwischen 1999 und 2019 vielerorts ein Ende: Die Deutsche Bahn trennte sich von 2.250 unrentablen und sanierungsbedürftigen Empfangsgebäuden. Einige davon blieben danach jahrelang verschlossen und verwahrlosten. Einer solchen Entwicklung wollten die Bürgerinnen und Bürger von Cuxhaven nicht tatenlos zusehen. Schon gar nicht sollte ihr 1898 eröffneter Stadtbahnhof für ein Fachmarktzentrum abgerissen werden. Die Stadt an der Elbmündung lebt unter anderem vom Tourismus. Viele Berufstätige nutzen die Bahn täglich, um zur Arbeit zu kommen. Sie alle brauchen einen Ort, wo man gerne wartet, in aller Frühe Kaffee bekommt und es nicht nur Ticketautomaten gibt, sondern ein richtiges Reisezentrum.

Genau so ein freundlicher Wunschbahnhof eröffnete im Dezember 2018 in Cuxhaven. Um das zu erreichen, hatten die Menschen in Cuxhaven fünf Jahre zuvor eine Genossenschaft gegründet. In der ersten Versammlung zeichneten 49 Mitglieder insgesamt 99 Anteile zu je 1.000 Euro. Rasch wuchs die Zahl derer, die Anteile erwarben, auf mehr als 500. Die Ehrenamtlichen rührten die Werbetrommel, bauten Netzwerke auf, betrieben eine professionelle Vorplanung und bewarben sich um Fördermittel vom Land. Am Ende erwarb die Bürgerbahnhof Cuxhaven eG schließlich das historische Gebäude und leitete den Umbau in die Wege. Als beim Abbruch des Seitengebäudes klar wurde, dass die wertvollen Klinker nur in kostenintensiver Handarbeit vom Mörtel gesäubert und für die Wiederverwendung deponiert werden konnten, griffen die Bürgerinnen und Bürger selbst beherzt zu Hammer und Meißel. Heute ist der schöne helle Stadtbahnhof Cuxhaven ein Begegnungsort, auf den alle stolz sind. Er wird von der Genossenschaft eigenverantwortlich betrieben, während die Bahn jetzt Mieterin ist.

Aus dem Baukulturbericht 2022/23.