Eisenbahnbrücke Lange-Feld-Straße in Hannover

Bahnbrücken denkmalverträglich und innovativ weiterbauen

© ©Andreas Meichsner
© ©Andreas Meichsner

Es gab Zeiten, da hat die Bahn der Ingenieurbaukunst Denkmale gesetzt. Jede Brücke wurde architektonisch inszeniert – auch in Hannover, wo um 1900 die Güterumgehungsbahn gebaut wurde. Imposante Werksteinmauern und Postamente schmücken die Brückenköpfe und prägen bis heute die Stadträume. Doch nach über 100 Jahren Betrieb zeigen die genieteten Stahlbrücken übliche Schäden. Rechnerisch sind sie den prognostizierten Verkehrslasten nicht mehr gewachsen. Standardisierte Ersatzneubauten, meist aus Beton, verändern nicht nur das Ortsbild. Ihre massiven Aufbauhöhen machen häufig auch aufwendige Straßenbauarbeiten nötig. Beides – die Veränderung des historischen Erscheinungsbilds und die Absenkung des Straßenniveaus – lehnten die Behörden der Stadt Hannover im Fall der als Einzeldenkmal geschützten Brücke Lange Feld Straße ab. Mit einem integralen Entwurf vermittelte das Ingenieurbüro Marx Krontal Partner zwischen den Betriebsanforderungen der Bahn und den Belangen des Denkmalschutzes. Dabei waren die technischen Bedingungen anspruchsvoll: Die Gleise der Brücke verlaufen im schiefen Winkel über die viel befahrene Lange Feld Straße. Die Deutsche Bahn verlang verlangt aber rechtwinklige, verwindungssteife Anschlüsse.

Marx Krontal Partner entwickelten daher einen Stahltrograhmen, dessen Form sich an das alte Brückenbauwerk anlehnt. Seine drei gevouteten Hauptträger binden direkt in die neu gebauten Widerlager ein. Dadurch konnte auch auf wartungsintensive, abhebesichere Lager verzichtet werden. Die Bauhöhe der Stahlkonstruktion kommt der historischen gleich. Zwischenstützen entfallen, was den Straßenraum unter der Brücke übersichtlicher macht. Die vor Baubeginn abgenommenen und restaurierten Natursteinelemente wurden am Ende wieder aufgebaut. Das formschöne Bauwerk von Marx Krontal Partner zeigt, dass man Bahnbrücken denkmalverträglich und innovativ weiterbauen kann. Der Lösungsansatz ließe sich auf hunderte andere schiefwinklige Stahlbrücken im Netz der Deutschen Bahn übertragen. Die Bahn könnte sich damit ihrer baukulturellen Verantwortung gegenüber Stadt und Landschaft selbstbewusst stellen.

Aus dem Baukulturbericht 2022/23.

Planungszeitraum Planung und Bau: 2011–2019
Auftraggeber DB Netz, Hannover
Architekt / Planer MKP – Marx Krontal Partner, Hannover
Nutzungen Infrastruktur
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