Palimpsest. Segmente des Wiederbeschreibens

© Jeewi Lee, Dirk Tacke

Die Ausstellung „Palimpsest. Segmente des Wiederbeschreibens“ im Deutschen Architektur Zentrum DAZ in Berlin zeigt eine architektonische Spurensuche der deutsch-koreanischen Künstlerin Jeewi Lee.

In der von Laura Holzberg, künstlerische Leitung DAZ, kuratierten Ausstellung werden gebrauchte Bauteile in einem Ausstellungs-Kontext neu präsentiert. Dadurch werden Witterungs- und Gebrauchsspuren zu ästhetischen Ereignissen, die diese architektonischen Elemente in einen eigenen skulpturalen Wert setzen. Ausschnitthaft und losgelöst vom ursprünglichen Kontext, lenken sie durch ihre Anordnung unsere Wahrnehmung.

Rückgekoppelt auf die Architekturdiskussion zeugen die Exponate vom „Wert der Permanenz“: Diese Praxis steht für ein Fortführen bestehender baulicher und sozialer Strukturen und lässt sich als Plädoyer für die Weiternutzung des Bestands gegenüber Abriss und Neubau lesen.

Der Titel „Palimpsest“, der stellvertretend für die Arbeiten der Ausstellung steht, verweist auf die historische Praxis des Abschabens, Löschens und Wiederbeschreibens von Manuskriptseiten und Pergamentrollen. Für Palimpsest. Segmente des Wiederbeschreibens werden verwitterte Biberschwanz-Dachziegel zu einem Bodenbild, bei dem sich Umwelteinflüsse in das Material malerisch einschreiben. Segmente von traditionellen Hanji-Papierböden, die Lee aus alten koreanischen Häusern entnommen hat, hängen als originalgroße Grundrisszeichnungen einzelner Zimmer von der Decke und bilden ein mehrschichtiges Raumbild.

Jeewi Lee (*1987, Seoul) ist eine in Berlin lebende Künstlerin, deren multidisziplinäre Praxis sich mit Erinnerung, Zeit und Verfall auseinandersetzt. Wichtig für ihre Arbeit sind die die performativen Spuren und Abdrücke des Alltags, das Sammeln und Bewahren der „Spur“ als bildnerisches Element

und aufgezeichnetes Archiv von gelebten Ereignissen. Sie hinterfragt die Sphäre der visuellen Wahrnehmung, indem sie die Aufmerksamkeit auf das Unbemerkte, das Unbeachtete und das scheinbar Nicht-Existierende lenkt. Lees Interesse an Spuren gilt der Koexistenz von Präsenz und Abwesenheit und die Überschneidung von Vergangenheit und Gegenwart. Spuren sind für sie Überreste vergangener Leben, die an den Lauf der Zeit erinnern – eine visuelle Allegorie für gelebte Erfahrung von Geschichte, Ort, Erinnerung und dem Körper.

 

10. Februar bis 16. April 2023

Mi–So 15–20 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Ausstellung

Termin

10.02.2023, 15.53 Uhr – 16.04.2023, 20.00 Uhr

Ort

Deutsches Architekturzentrum DAZ
Köpeniker Str. 48/49
Taut Saal, 2. Hof, Erdgeschoss
10179 Berlin-Mitte
Deutschland

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