7. Baukulturdialog in Blaibach

Heimat – Der Blaibach-Effekt

Die Bundesstiftung Baukultur hat am Samstag, den 30. November 2019 in Kooperation mit dem Konzerthaus Blaibach und der Max Frank GmbH & Co. KG den Baukulturdialog „Heimat – Der Blaibach-Effekt“ veranstaltet. Ausgangspunkt der Veranstaltung war die oberpfälzische Gemeinde als gutes Beispiel eines aktiven urbanen Dorfes. Dabei ist das Konzerthaus das Herzstück der städtebaulichen Maßnahme, mit der der Ortskern revitalisiert wird. Es befindet sich neben dem neuen Bürgerhaus und komplettiert mit der Anlage eines neuen Dorfplatzes das mit Mitteln der Städtebauförderung realisierte Bauvorhaben. Einen Bericht zur Veranstaltung finden  Sie unter dem Reiter "Dokumentation".

Als Auftakt der Veranstaltung hat die Bundesstiftung Baukultur gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt am Freitag, den 29. November 2019 eine Fachexkursion zu gelungenen Innenentwicklungsprojekten in der Oberpfalz organisiert. Wie's war, können Sie hier nachlesen.

Programm

Baukulturdialog "Heimat – Der Blaibach-Effekt"
Samstag, 30. November 2019
Konzerthaus Blaibach, Kirchplatz 4, 93476 Blaibach

11.30 Uhr Fotokunst-Führung durch Blaibach 
Jutta Görlich
, beierle.goerlich

12.30 Uhr Eintreffen am Veranstaltungsort

13 Uhr Musikalischer Willkommensgruß
Prof. Thomas E. Bauer, Bariton und Geschäftsführer Konzerthaus Blaibach

13.15 Uhr Einleitung
Reiner Nagel
, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur

13.30 Uhr Vortrag: Kann Europa Heimat sein
Prof. Dr. Dr. Dieter Borchmeyer
, Präsident a. D. der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

14 Uhr Kapitel Lebenskultur
Impulse von
Dr. Max Frank, Geschäftsführer Max Frank GmbH & Co. KG mit Christian Illner, Hornberger, Illner, Weny Architekten
2. Bürgermeister Josef Speckner, Gemeinde Blaibach 
Gabriela Gantenbein
, Vizepräsidentin der Freunde der Wiener Secession

14.45 Uhr Kapitel Baukultur
Impulse von
Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
Peter Haimerl, Peter Haimerl Architektur
Johannes Berschneider, Berschneider + Berschneider Architekten

15.30 Uhr Kaffeepause

16 Uhr Kapitel Musikkultur
Impulse von
Prof. Thomas E. Bauer, Konzerthaus Blaibach
Dr. Marios Joannou Elia, Künstlerischer Leiter der Kulturhauptstadt Zypern
Salome Kammer, Schauspielerin und Sängerin

16.45 Uhr Pause mit Architekturführung durch das Konzerthaus

18 Uhr Buffet

19 Uhr Zusammenfassung der Kapitel
offener Dialogtisch der Referenten mit dem Publikum

21 Uhr Ende der Veranstaltung

Dokumentation

Heimat hat viele Facetten – braucht aber vor allem Orte: Orte des Austauschs, der Kommunikation, der Begegnung. Mit dem Baukultursalon in Blaibach am 30. November hat die Bundesstiftung Baukultur untersucht, inwieweit durch herausragende Baukultur Impulse für die zukunftsfähige Entwicklung einer ländlichen Kommune angestoßen werden können. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der dem Konzerthaus Blaibach und der Max Frank GmbH statt.

Heimat braucht Orte – Solche sozialen Kristallisationspunkte benötigen wiederum eine bauliche Entsprechung. Plätze und Gebäude prägen Charakter und Identität einer Stadt oder Gemeinde und machen den jeweiligen „genius loci“ spürbar. Das gilt für die Großstadt wie für das Dorf. Dass gebaute Welt prägend für die Empfindung von Heimat ist, haben im Rahmen des Baukulturdialogs auch Prof. Dr. Dr. Dieter Borchmeyer, Präsident a. D. der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in seiner Einführungsrede, und Edgar Reitz, Regisseur u.a. der Filmreihe „Heimat“, aus dem Auditorium heraus bestätigt.

Prof. Borchmeyer betonte in seinem Einführungsvortrag, dass Kleinstädte im polyzentralen Deutschland Träger von Innovation und Fortschritt sind. Typisch für die deutsche Geschichte sei die produktive Entwicklung aus der Provinz heraus. Heimat habe dagegen niemals eine nationale Dimension gehabt im Sinne einer geschlossenen Nation. Vielmehr sei der Bezug der Regionen auf europäischer Ebene zu sehen.

Das bestätigte Gabriela Gantenbein, Vizepräsidentin der Freunde der Wiener Secession. Heimat sei für sie die europäische, kulturelle DNA. So schlage Musik und Kultur eine Brücke von Wien nach Blaibach.

Heimat ist insofern immer etwas das nicht rückwärtsgewandt ist, sondern das aktiv geschaffen und gestaltet werden muss. Im 2.000-Einwohner-Dorf Blaibach in der Oberpfalz, das zu veröden drohte, hat die Initiative des Architekten Peter Haimerl und des Baritons Thomas E. Bauer, die beide aus der Region stammen, aus den Gegebenheiten heraus neue Impulse gesetzt: Durch das Engagement des Architekten konnte die Gemeinde Fördermittel des Landes für die Wiederbelebung der Ortsmitte akquirieren. Haimerl brachte Kommunalpolitik, Unternehmen und Sponsoren zusammen, um den Prozess in Gang zu bringen. Gemeinsam mit Bauer entwickelte er die Idee des Konzerthauses, das heute baukulturell hochwertige und u.a. mit der Nike preisgekrönte Architektur ins Zentrum und klassische Musik von Weltrang sowie Kulturtouristen nach Blaibach bringt.

Damit diese Impulse für die Ortsentwicklung nicht verpuffen und zu einem echten „Blaibach-Effekt“ führen, ist nun ein weiterführendes Engagement der Bürgerschaft in Blaibach notwendig. Dazu bedarf es eines gesellschaftlichen Bewusstseins über die Qualität dieser Impulse. Nur durch einen dauerhaften Dialog der Gemeinde mit ihren Bewohnerinnen und Bewohner darüber, wie sie ihren Ort weiterentwickeln wollen, können Potenziale erkannt und genutzt werden. Hier liegt noch viel Potential, das die Gemeinde nicht nutzt.

Es bleibt die Erkenntnis: Das Konzerthaus und die neue Ortsmitte in Blaibach sind nicht das Ergebnis des Blaibach-Effektes sondern die Ausgangsbasis: sichtbare Zeichen des Aufbruchs in eine aussichtsreiche Zukunftsperspektive für den Ort und den laufenden Strukturwandel. Der echte Blaibach-Effekt steht als noch bevor.

Veranstalter

Bundesstiftung Baukultur

Termin

30.11.2019, 01.00 Uhr

Ort

Konzerthaus Blaibach
Kirchplatz 4
93476 Blaibach
Deutschland

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