Handlungsempfehlungen

Fazit

Kernbotschaften des Baukulturberichts 2020/21

Stadt- und Ortsentwicklung durch hochwertige Freiräume

Attraktive Städte und Orte sind lebendig, sicher, nachhaltig und gesund. Sie zeichnen sich durch eine Vielzahl gut gestalteter öffentlicher Freiräume aus, die Begegnungen ermöglichen und den Austausch fördern. Als Ausgangspunkt städtebaulicher Planungen legen Freiräume grundlegende Qualitäten wie Wegeverbindungen fest. Sie bilden die elementare und dauerhafte Struktur einer Stadt, in der sich ihr Charakter und Rhythmus zeigen.

Wichtige Handlungsempfehlungen für neue Freiraumoffensiven:

Öffentliche Räume als Motor der Stadtentwicklung nutzen!
Straßen, Wege und Plätze überdauern Jahrhunderte. Wer sie plant und gestaltet, muss sich fragen, welche Aufgabe sie für kommende Generationen erfüllen werden. Antworten liefern städtebauliche Leitbilder, die den Menschen in den Mittelpunkt rücken.
Vermehrt neue Mischräume schaffen! Funktionen und Nutzungen nicht neben-, sondern miteinander zu betrachten, eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten. Neue Mischräume aktivieren Orte und konzentrieren vielfältige Angebote auf einer Fläche. Sie leisten einen städtebaulichen Beitrag zur Innenentwicklung und berücksichtigen dabei unterschiedliche Nutzerinteressen.

Öffentliche Räume für Gesundheit und Erholung ausbauen!
Öffentliche Räume wirken entscheidend auf den Handlungsebenen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Sie sind wichtig für Gesundheit und Erholung. Baukultur muss zunehmend auch urbanes Grün, Oberflächenwasser und Biodiversität thematisieren und stärken.

Neue Mobilität und Infrastrukturen gestalten – Potenziale für öffentliche Räume erkennen und nutzen

Straßen und Verkehrsflächen sind in öffentlicher Hand. Durch ihre Gestaltung können Städte und Gemeinden die Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen erheblich verbessern. Attraktive und unverwechselbare Verkehrs- und Stadträume machen vielfältige gestalterische, soziale und kommunikative Angebote. Eine gerechte Mobilität verlangt, die Flächenzuteilung gegebenenfalls neu zu bewerten.

Wichtige Handlungsempfehlungen zur Qualifizierung der öffentlichen Infrastruktur:

Verkehrsflächen für alle denken!
Eine neue Baukultur der öffentlichen Räume sollte dem Prinzip folgen, dass im Verkehr alle die gleichen Rechte und Pflichten haben. Verkehrsräume, die für Kinder, Ältere und beeinträchtigte Menschen gleichermaßen funktionieren, kommen der ganzen Gesellschaft zugute und haben hohe baukulturelle Qualität. Öffentliche Infrastrukturen als Träger von Baukultur verstehen! Technische Infrastrukturen und Ingenieurbauwerke sind integrale Bestandteile öffentlicher Räume. Stadtmobiliar, öffentliche Beleuchtung und Beschilderung prägen das Ortsbild. Ihre Gestaltung und Pflege verlangen mehr Sorgfalt und Wertschätzung.

Aufräumen und gute Pflege verstetigen!
Gepflegte und aufgeräumte öffentliche Räume haben für die Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Sie sind ausschlaggebend für die Identifikation der Bewohner und ein wichtiger Standortfaktor im Städtewettbewerb. Baukulturell hochwertige Freiräume fördern den pfleglichen und respektvollen Umgang mit der gebauten Umwelt.

Öffentliche Räume brauchen eine baukulturelle Interessenvertretung
Auf öffentlichen Räumen lastet ein hoher Nutzungs- und Erwartungsdruck. Um ihn zu bewältigen, muss an die Stelle geteilter Verantwortlichkeiten und sektoraler Lösungen eine ganzheitlich agierende Organisations-, Planungs- und Trägerstruktur treten. Ein gut aufgestelltes Management kümmert sich um Planung, Bau, Kommunikation, Flächenbelegung und P ege. Die öffentliche Hand und private Akteure stehen dabei in engem Austausch und entwickeln gemeinsam zukunftsfähige Perspektiven.

Wichtige Handlungsempfehlungen für eine umfassende Trägerschaft öffentlicher Räume:

Öffentliche Räume als Schule der Demokratie stärken!
Die Qualität unseres Zusammenlebens zeigt sich in öffentlichen Räumen. Baukulturelle Bildung versetzt Menschen in die Lage, ihre gebaute Umwelt bewusst wahrzunehmen und sich aktiv in die Gestaltung ihres Lebensumfelds einzubringen. Sie ermächtigt die Menschen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Öffentliche Räume müssen für alle zugänglich sein und bleiben!
Öffentliche Räume sind ein Bindeglied zwischen Städten, Orten und Menschen – sie sind Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Eine aktive, umsichtige öffentliche Hand trägt dafür Sorge, dass öffentliche Räume dauerhaft für das Gemein- wohl verfügbar und umfassend nutzbar sind.

Allianzen für öffentliche Räume schaffen!
Öffentliche Räume sind meist kommunales Eigentum. Politik und Verwaltung spielen als Sachwalter dieses Eigentums eine tragende Rolle. Allianzen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren sind sinnvoll. Sie ermöglichen belebende befristete Nutzungen. Eine privatrechtliche Sondernutzung stößt indes dort an Grenzen, wo sie dem Gemeinwohl entgegensteht.

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