In Kooperation mit der Stabsstelle Entwicklung Paulskirche/Haus der Demokratie veranstaltete die Bundesstiftung Baukultur eine Dialogrunde, die sich mit der baulichen Gestaltung des künftigen Zentrums für Demokratie auseinandersetzte. Der Baukulturdialog in Frankfurt am Main war die 13. Station der Baukultur Sommerreise 2024.
Die Paulskirche, die 1848 Schauplatz der ersten deutsche Nationalversammlung war, gilt durch ihren Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg durch den Architekten Rudolf Schwarz als Leuchtturm der Demokratie in Deutschland. Im Zuge der anstehenden baulichen Sanierung soll die Paulskirche nun zu einem Zentrum der gelebten Demokratie weiterentwickelt und durch das Haus der Demokratie ergänzt werden. Hier sollen Themen der Demokratie erfahrbar gemacht und gelebt werden, dabei soll der neue Ort auch der kulturellen und politischen Bildung dienen. Zur Klärung der städtebaulichen Aufgabe wird in diesem Jahr ein offener städtebaulicher und freiraumplanerischer Ideenwettbewerb ausgelobt. Im Rahmen des Baukulturdialogs diskutierten die Teilnehmenden verschiedene Ansätze, u.a. einen Neubau, die Umnutzung von Bestandsgebäuden – etwa das Kämmereigebäude – sowie insgesamt die Bedeutung des Paulsplatzes für einen „Ort der Demokratie“.
Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, wies in seiner Begrüßung auf die historische und politische Bedeutung der Paulskirche hin. Er betonte, dass Frankfurt kein neues Leuchtturmprojekt benötigt – „Unser Leuchtturm ist die Paulskirche.“ Somit solle man lieber von einem „Haus der Demokratie“ absehen und lieber einen „Ort der Demokratie“ in Frankfurt schaffen. Er bekräftigte zudem die gesellschaftliche Bedeutung des Paulsplatzes als „Ort, der schon heute Platz bietet für Diskussion und Beteiligung“. Auch Reiner Nagel unterstrich die Bedeutung der öffentlichen Räume für die Demokratie. Die Beteiligung der Öffentlichkeit wies Nagel zudem als „dritte Kraft“ im Planungs- und Bauprozess aus, neben Bauherrschaft und Planenden.
Prof. Dr. Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen, sieht in einem „Ort der Demokratie“ auf der Achse zwischen Hauptwache, Paulsplatz und Mainufer großes Potenzial für die Innenstadtentwicklung. Potenziale erkennt Sylvia Weber, Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen, in der Bestandsentwicklung und Sanierung, auch für soziale Infrastrukturen wie den Schulbau. Über das Haus der Demokratie als demokratische Infrastruktur, den offenen Ideenwettbewerb und den wettbewerbsbegleitende Beteiligungsprozess berichteten Beate Huf, Nora Kramer und Philipp Sturm von der Stabsstelle.
Im Anschluss diskutierten wir mit Claudia Meixner, Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Baukultur und Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt sowie mit Dr. Kai-Michael Sprenger, Direktor Stiftung Orte der Demokratiegeschichte und Tim Driedger, Architects for Future über einen möglichen Neubau oder die Umnutzung bestehender Liegenschaften. Meixner betonte, dass für das Vorhaben große Räume nötig werden, die etwa das Kämmereigebäude bieten könnte. Das Demokratiezentrum müsse jedoch von außen sichtbar gemacht werden. Die denkmalpflegerischen Bedenken bei der Umnutzung bestehender Liegenschaften wie das Kämmereigebäude, beschwichtigte Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.