Podiumsdiskussion MIPIM 2023: Vom Kodex zur Allianz - Das neue Davos Baukultur-Bündnis für lebenswerte Immobilien und Quartiere

Gemeinsam hatte das ICG, die Bundestiftung Baukultur und die Stadt Düsseldorf am ersten Messetag zum Austausch eingeladen. Es ging dabei um die zentrale Frage, wie Klimaschutz, baukultureller Anspruch und wirtschaftliche Machbarkeit zusammengedacht werden kann. Auf dem Podium diskutierten Karin Barthelmes-Wehr (Institut für Social Governance ICG), Cornelia Zuschke (Beigeordnete für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen, Landeshauptstadt Düsseldorf), Christoph Ingenhoven (ingenhoven architects), Andreas Schulten (bulwiengesa AG) und Reiner Nagel (Vorsitzender des Vorstandes, Bundestiftung Baukultur).

Grüne Transformationsprozesse

Cornelia Zuschke legte gleich zu Beginn den laufenden Umbauprozess Düsseldorfs zur grünen und baukulturell spannenden Stadt dar. Der Kö-Bogen 2 und die Plange Mühle von Christoph Ingenhoven seien Beispiele wie Grün und Umbau zunehmend Thema werden. Christoph Ingenhoven war mit dem Transformationsprojekt Plange Mühle in Düsseldorf und dem Lanserhof in List auf Sylt (späterer Award-Gewinner) gleich zweimal für den MIPIM Award 2023 nominiert. Dabei war die Jury bei der Auswahl der Nominierten aus 180 Einreichungen von sechs Kriterien ausgegangen: Nachhaltigkeit, Integration des Projekts in seine Umgebung, Qualität des Nutzererlebnisses, wirtschaftlicher Beitrag, Prägnanz des Konzeptes und architektonische Qualität. Gerade die Gestaltqualität, so Christoph Ingenhoven sei für ihn zwingend Teil eines erfolgreichen Transformationsprozesses. Im Falle der Plange Mühle konnte das ehemalige Silo als Luftraum mit Betonschale zwar wenig materielle Substanz zum Umbau beitragen, dafür umso mehr ideelle Eigenschaften der spezifischen Form, die so bei einem Neubau nie entstanden wäre. Der Umbau trage daher auch zu einer neuen Architektursprache bei.

Baukulturelle Selbstverpflichtung

Karin Barthelmes-Wehr verwies auf den gemeinsam mit der Bundesstiftung entwickelten Kodex für Baukultur für die Immobilienwirtschaft, der das kontextuelle, den Bestand stärker berücksichtigende Bauen und Umbauen vorweggenommen habe. Inzwischen tragen zahlreiche namhafte Unternehmen die ESG-konforme Selbstverpflichtung der EU zu baukulturell anspruchsvoller Projektentwicklung mit (Enviroment, Social, Governance – Kriterien). Auch das „S“ von ESG erhalte zunehmend Bedeutung. So habe das ICG den Social Impact Award als neuen Preis für die Immobilienwirtschaft im vergangenen Jahr erstmals mit Erfolg und überzeugenden Gewinnerprojekten ausgelobt. Andreas Schulten bestätigt, dass die Einbeziehung von sozialen und gesellschaftlichen Renditen in künftige Immobilienbewertungen stärker einfließen müsse. Insofern sei die gegenwärtige Marktbereinigung auch eine Chance. Die sinkenden Preise, die Transaktionen fast zum Stillstand gebracht hätten, würden aber noch einige Zeit anhalten.

Lebenszyklusorientierte Projektentwicklung

In dieser Zeit der Neuorientierung hätten nach Auffassung von Reiner Nagel diejenigen Projektentwicklungen künftig große Chancen, die lebenszyklusorientiert aufgestellt seien. Das dies jetzt vorrangig im Umbau geschehen müsse, sehen alle Podiumsteilnehmende ähnlich. So wie beim Davoser Baukultur Bündnis 2023 müsse daran bereichsübergreifend gearbeitet werden, durch Politik, Gesellschaft und Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft. Baukultur sei eben auch Prozesskultur bestätigt Cornelia Zuschke und verweist auf die Düsseldorfer Erfahrungen mit Wettbewerben, Gestaltungs- und Hochhausbeirat.

Die Bundesstiftung Baukultur ist seit zehn Jahren am German Pavilion vertreten und die zentrale Institution in Deutschland, die die Akteure des Entwickelns, Planens, Bauens und Betreibens zusammenbringt und Innovation mittels der Baukulturberichte einbringt – für die Immobilienwirtschaft auf der MIPIM oder der Expo Real und für die Bauwirtschaft auf der Messe Bau.

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