Hitzeschutz für Menschen und Städte

Mit der Ausstellung STRESSTEST adressiert das Kuratorinnenteam des Deutschen Pavillons auf der Architektur-Biennale 2025 ein Thema von höchster Dringlichkeit: die Hitze in unseren Städten. Welche Rolle die Weiterentwicklung unserer Infrastrukturen dabei spielt, erörtert auch die Bundesstiftung Baukultur – im Baukulturbericht 2024/25 „Infrastrukturen“

An den Auswirkungen von extremer Hitze sterben laut jüngsten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen weltweit bis zu einer halben Million Menschen pro Jahr, mehr als durch Überschwemmungen, Erdbeben und Hurrikane zusammen. Damit zählt die wahrnehmbare Zunahme extremer Hitzewellen dem SONAR-Bericht 2025 des Rückversicherers Swiss Re zufolge zu den „wichtigsten neuartigen Risiken“. Insbesondere Städte sind von sommerlicher Überhitzung betroffen – und in ihrer Resilienz gefragt.

STRESS und DESTRESS

Der deutsche Beitrag zur Architektur-Biennale nähert sich dem Thema über die Sinne: Das Kuratorenteam Nicola Borgmann (Architekturgalerie München), Elisabeth Endres (TU Braunschweig), Gabriele G. Kiefer (TU Braunschweig) und Daniele Santucci (RWTH Aachen und Climateflux) lässt die Besucherinnen und Besucher des Deutschen Pavillons die Herausforderungen städtischer Überhitzung am eigenen Körper erfahren. 

In den „STRESS“-Räumen erzeugen Infrarotstrahler die drückenden Temperaturen überhitzter Städte, Wärmebildprojektionen dienen der Visualisierung. Die „DESTRESS“-Räume hingegen bieten kühlende Oasen mit begrünten Flächen und cleveren Belüftungs- und Verschattungskonzepten, die Lösungen für eine klimaresiliente Stadtplanung bieten. 

Die Ausstellung integriert digitale Stadtmodelle, die mikroklimatische Veränderungen in urbanen Räumen visuell darstellen. Diese Modelle dienen als Grundlage für neue Planungskonzepte und zeigen, wie Architektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung gemeinsam widerstandsfähige, nachhaltige Städte gestalten können.

INFRASTRUKTUREN als SCHLÜSSEL

Dass die Anpassung unserer Infrastrukturen an den Klimawandel zum Taktgeber zeitgenössischer Stadtentwicklung werden kann, zeigt auch der aktuelle Baukulturbericht „Infrastrukturen“ der Bundesstiftung Baukultur. Er beleuchtet unter anderem die Chancen, die sich für Städte durch mehr blau-grüne Infrastruktur ergeben – mit Blick auf ihre Resilienz und Lebendigkeit. 

In einer Kommunalumfrage zum Baukulturbericht fragte die Bundesstiftung nach Maßnahmen, die die Kommunen zum Schutz der Bevölkerung vor den Auswirkungen der Hitze aktuell verfolge. Dabei lagen Maßnahmen im Bereich der grünen Infrastruktur vor denen der blauen Infrastruktur.

Mehr als die Hälfte der Kommunen plant demnach den Ausbau schattenspendenden Grüns oder Straßenbegleitgrüns und den Erhalt bzw. die Neuanpflanzung von Stadtbäumen. Fast ein Drittel der Kommunen gab indes an, nichts zu planen. 

BLAU und GRÜN

Dem neusten „Hitzebetroffenheitsindex“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zufolge sind Städte hierzulande sehr unterschiedlich gut für die sommerliche Hitze gerüstet. Mehr als 12 Millionen Menschen sind demnach an ihrem Wohnort von extremer Hitze betroffen. Für ihren Index hat die DUH für 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern erfasst, wo hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün zusammenkommen.

In den Städten Süddeutschlands ist die Hitzebelastung demnach besonders hoch, darunter in Mannheim, Ludwigshafen am Rhein, Worms und Frankfurt am Main. Alle besaßen einen Versiegelungsanteil von mehr als 50 Prozent. Am besten schneiden, wenig verwunderlich, diejenigen Städte ab, die über relativ viel Grün und vergleichsweise wenige versiegelte Flächen verfügen. 

Wo Stadtgrün gefragt ist, muss auch Wasser vorhanden sein. Versiegelte Flächen haben nicht nur den Nachteil, die Hitze länger zu speichern, sondern auch den, dass kein Wasser versickern kann. Das Konzept der Schwammstadt, die Wasser speichert, wo immer möglich, hilft ebenfalls, den sommerlichen Hitzestress zu lindern. Offene Wasserflächen schaffen Verdunstungskühle und Trinkwasserbrunnen helfen der Bevölkerung im öffentlichen Raum.

Gute Beispiele gibt es viele – nachzulesen im Baukulturbericht „Infrastrukturen“ (hier als PDF) ab Seite 64!

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