Nachbericht zum Baukulturdialog Heidelberg „Baukultur schafft Wissensräume“

© Kristin Baumert

Am 18. Mai 2022 hat unser Baukulturdialog „Baukultur schafft Wissensräume“ in Kooperation mit der IBA Heidelberg ebenda stattgefunden. Dort entdeckten wir verschiedene Arten von Wissensräumen der Stadt. Wissensräume gibt es schon seit Menschen gedenken. Sie definieren Orte, die durch ihre räumliche Struktur, Nutzung und Ausstattung verschiedenste Inhalte vermitteln. Das können einerseits natürlich formelle Orte, wie Museen oder Bibliotheken sein, aber auch informelle Wissensräume, beispielsweise im öffentlichen Raum, können uns Aufschluss über die Vergangenheit, oder handwerkliche Praktiken usw. geben.

Der Baukulturdialog thematisierte, welche verschiedenen Ansätze zu Wissensräumen es zu entdecken gibt und welche Rolle dabei Raum im Umbau und im Kontext von architektonischem Bestand spielt.

Auf einer Busexkursion nahmen die Teilnehmenden die drei Wissensräume Collegium Academicum, Sammlung Prinzhornund den Anderen Park näher unter die Lupe.

Ersteres ist eine aus studentischer Initiative erwachsene Plattform, die gemeinschaftliches Zusammenleben weiterdenkt und Gemeinschaftsräume zum Wissensaustausch nutzt. Durch eine Führung einer Projektbeteiligten wurde ein Einblick hinter die Kulissen gewährt und verschiedene Impulse thematisierten die Relevanz der baukulturellen Bildung und das Umdenken der Wissensvermittlung als Kreislaufsystem.

Die Sammlung Prinzhorn widmet sich einer ganz anderen Art von Wissensvermittlung. Im Zuge einer musealen Ausstellung werden hier Kunstwerke psychisch Kranker auf dem Campus Bergheim gezeigt. Eingebettet in den klinischen Kontext vor Ort wird hier Bildende Kunst als Mittel der Inklusion untersucht. Die besondere Sichtbarkeit, die hier durch das Museum erzeugt wird, dreht den Umgang mit dem sonst oft versteckten Thema um, wie Dr. phil. Thomas Röske (Sammlung Prinzhorn) bei seiner Führung erläuterte.

Im Anderen Park konnten wir einen Wissensort im öffentlichen Raum untersuchen. Dieser informelle Wissensraum war ursprünglich ein militärisches Gelände: erst Großdeutschland-Kaserne, dann als Mark-Twain-Villages und Campbell-Barracks das europäische Hauptquartier der amerikanischen Armee und der NATO. Moritz Bellers (IBA Heidelberg) zeigte uns, wie die Schweizer Landschaftsarchitekten vom Studio Vulkan diesen schwierigen historischen Hintergrund als Basis für die Konzeption des Anderen Parks genutzt haben. Sämtliche zeitliche Schichten lassen sich, teilweise überspitzt, aus dem Kontext ablesen. Immer wieder schaffen es kleine Interventionen den Kontext aufzulockern und neu zu formen, sodass das Gesamtergebnis ein Spiel mit dem riesenhaften Maßstab des ehemaligen Militärgeländes ist.

Am Ende des Baukulturdialogs wird klar, dass es nicht eine Lösung für gut funktionierende Wissensräume gibt. Die verschiedenen Formen der Wissensräume bergen auch unterschiedliche Funktionen und Zugänglichkeiten. Manches Wissen lässt sich nur vermitteln, wenn man durch Raum und Text geleitet wird, andere entdeckt man beim Spaziergang durch den Park. Deutlich wurde überall: am wichtigsten ist es, die Initiative dieser Orte zu erzählen und durch Worte, Objekte, Bilder und Räume auszuformulieren. Besonders im Kontext von umgebauter Umwelt lassen sich ein Menge Geschichten bereits ohne weitere Mittel ablesen.

Weder für die IBA Heidelberg, noch für die Bundesstiftung Baukultur war das Thema Wissensräume Neuland. Nachdem sich die Bundesstiftung Baukultur uns bereits 2021 zusammen mit Aedes auf die Suche nach Wissensräumen unserer Gesellschaft gemacht hat und die IBA Heidelberg unter dem Stern der Wissensräume stand, bot dies eine hervorragende Grundlage, um sich auf dem Baukulturdialog mit diese besonderen Räume zu befassen.

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