Umweltgerechtes Bauen mit Schadholz

© Thomas Müller
© Thomas Müller
© Thomas Müller
© Thomas Müller

Das Seesport- und Erlebnispädagogische Zentrum (SEZ) in Kloster wurde vom Landessportbund Thüringen als Modellprojekt für regionales, umweltgerechtes Bauen im Rahmen der IBA Thüringen errichtet. Die an der Bleilochtalsperre gelegene Bildungs- und Freizeitstätte bedurfte einer umfassenden Sanierung, um den Anforderungen der jugendlichen Gäste gerecht zu werden.

Im Jahr 2020 wurde ein internationaler Wettbewerb für Architekten und Landschaftsplaner ausgeschrieben, der eine regionale Holzbauweise forderte und gleichzeitig große Freiheiten bei der gestalterischen Umsetzung des geplanten Funktionsprogramms ließ. Ludloff Ludloff Architekten setzten sich in Zusammenarbeit mit Schönherr Landschaftsarchitekten mit einem Konzept durch, das das bestehende Bootshaus aus den 1950er Jahren behutsam für gemeinschaftliche und sportliche Aktivitäten umnutzt und durch zwei langgestreckte Flügelbauten mit Übernachtungs- und Seminarräumen ergänzt. Während das Bootshaus aus Mauerwerk sich in den Hang schiebt, scheinen die vollständig aus Holz gefertigten Flügelbauten über dem Ufersaum der Bleilochtalsperre zu schweben. Erschlossen werden die mit Holz ausgekleideten Gästezimmer über einen offenen Laubengang. Eine gefaltete Dachlandschaft integriert die große Gebäudekubatur harmonisch in die kleinteilige Umgebung.

Der Entwurf berücksichtigt die Nachhaltigkeitsleitbilder des Landessportbundes und verdichtet die programmatischen Anforderungen an gesundheitliche Jugendbildung und Erlebnispädagogik zu einem eigenständigen Ensemble.

Aktuell werden in Thüringen 60 % des Holzeinschlags als Schadholz eingestuft. Das Modellvorhaben reagiert auf diese Situation und zeigt auf, wie Kalamitätsholz als Ressource genutzt werden kann. Für das Projekt kam ausschließlich regionales Schadholz von ThüringenForst zum Einsatz. Als zentrale Kooperationspartner konnten der Landesbetrieb ThüringenForst und der Industriepartner Rettenmeier Holzindustrie GmbH gewonnen werden. Die Verarbeitung übernahm das regionale Sägewerk und eine örtliche Zimmerei. Spezielle Konstruktionslösungen stärkten lokale Wertschöpfungsketten und demonstrieren, wie Schadholz architektonisch sinnvoll genutzt werden kann. Die Minimierung der grauen Energie erforderte eine sorgfältige Planung und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die anspruchsvolle Konstruktion setzt ausschließlich auf Konstruktionsvollholz, Brett- und Stammware und verzichtet vollständig auf den Einsatz von Leimholz und Kompositstoffen, sodaß ein sortenreiner Rückbau ermöglicht wird.

Projekbeispiel zum Ettersburger Gespräch 2024

Rubrik Kultur
Öffentliches Bauen
Region Thüringen
Bauherr Landessportbund Thüringen e.V., Erfurt
Planung

Ludloff Ludloff Architekten GmbH, Berlin

Projektbeteiligte

Kooperationspartner: Landesbetrieb ThüringenForst, Erfurt & Rettenmeier Holzindustrie GmbH, Hirschberg

Landschaftsarchitektur / Generalplanerteam: Schönherr Landschaftsarchitekten, Berlin (LP 1-4) & impuls Landschaftsarchitektur, Jena (LP 5-8)

Tragwersplanung / Generalplanerteam: Dipl.-Ing. Andreas Külich, Berlin

Haustechnik / Generalplanerteam: Fuchs Ingenieurgesellschaft mbH, Erfurt

Holzbau: Holzbau Pfeiffer GmbH, Remptendorf

Planungszeitraum 2022-2024
Größe / Fläche 2.550 qm
Baukosten KG300/400: 5,33 Mio € (netto)
Nach oben