Zusammenarbeit für gute Baukultur

© Sebastian Schels
© Stefan Meyer

In der unterfränkischen Gemeinde Niederwerrn zeigt das Projekt der neuen Ortsmitte beispielhaft, wie erfolgreiche Baukultur im ländlichen Raum vor allem durch enge Zusammenarbeit entstehen kann. Von Beginn an war der Entstehungsprozess von MittenIm geprägt durch einen intensiven Dialog zwischen Gemeinde, Stadtplaner*innen, Architekt*innen, Fördergebern (SG Städtebauförderung) und der Bürgerschaft. Bereits 2014 wurde in einem integrierten Stadtentwicklungskonzept, insbesondere auch unter Beteiligung der Einwohnerinnen und Einwohner, der konkrete Bedarf ermittelt. Der Wunsch nach lebendigen, öffentlichen Plätzen und einem gemeinschaftlich nutzbaren Zentrum stand dabei klar im Vordergrund. 

Als Standort wählte man den Übergangsbereich vom alten Ortskern zu einer Nachkriegssiedlung, wo sich bereits eine Bibliothek, ein Seniorenheim und ein Schulzentrum befinden, und nutzte diese als Anknüpfpunkte. Für die benötigten Flächen folgte seitens der Gemeinde Niederwerrn ein gezielter Tausch von Grundstücken – mit Leerständen im Ort, anderen Grundstücken oder barrierefreien Wohnungen im benachbarten Seniorenwohnheim. Nur durch diese weitsichtige Herangehensweise – auch unter Ausübung des Vorkaufsrechtes – konnte die neue Mitte zur Wiederbelebung des Altorts überhaupt erst realisiert werden. Die frühe Einbindung der Bevölkerung setzte den Ton für den weiteren Planungs- und Bauprozess. In enger Abstimmung mit dem Stadtplanungs- und Architekturbüro entstand ein städtebauliches Konzept, das sich sensibel in die gewachsene Struktur einfügt. 

Das Gesamtensemble MittenIm setzt sich zusammen aus einer ehemals landwirtschaftlich genutzen Scheune, einem Fachwerkhaus und zwei Neubauten. In diesen Gebäuden wurden die Bedarfe Bürgersaal, Vereinsräume, Trausaal, Café sowie ein Ladenmuseum untergebracht. Die notwendige Energie für das Ensemble wird in der „Energiescheune“ erzeugt. Begrünte Plätze, ein Bauerngarten und Sitzstufen verbinden das Ensemble zum umliegenden Bestand. Gleichzeitig konnten durch eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben und Fachplanenden sowohl traditionelle Bauweisen als auch moderne Technologien zum Einsatz kommen. Der Einsatz von Recyclingbeton wurde gemeinsam mit einem regionalen Betonwerk realisiert. Die Fassade wurde in einem weiteren Schritt von einem Steinmetz veredelt. Insgesamt beinhaltet das Projekt viele schlüssige Details, die eine nachhaltige, gemeinschaftliche Nutzung für den Ort gewährleisten.

MittenIm ist im engen Dialog mit der Bevölkerung als eine neue soziale Mitte für die Gemeinde Niederwerrn entstanden und verspricht, so der Vision eines sich wandelnden Ortes gerecht zu werden. Es ist ein Modellprojekt, das zum Nachahmen ermutigt.

Projektbeispiel zum Ettersburger Gespräch 2025

Rubrik Kultur
Öffentliches Bauen
Stadtplanung
Ländliche Räume
Rural spaces
Region Baden-Württemberg
Standort Niederwerrn
Bauherr Gemeinde Niederwerrn
Planung

Schlicht Lamprecht Kern Architekten BDA, Schweinfurt

Projektbeteiligte

Tragwerksplanung: Joachim Ingenieure, Schweinfurt
Landschaftsarchitektur: Dietz und Partner, Elfershausen
Typografie und CI: grafisches Büro, Wien
Betonbearbeitung: Thomas Miedl, Neukirchen vorm Wald

Planungszeitraum 2022–2024
Baukosten Neubau und Bestand 5,3 Mio. Euro (brutto) Freianlagen 1,1 Mio. Euro (brutto)
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