Donaubad Sigmaringen
Baukultur weckt Potenziale
Die Lage ist ein Traum: Mitten im Wald und doch nah an der Innenstadt senkt sich das Gelände des Sigmaringer Freibads nach Westen zur Donau. Der Topografie folgend staffeln sich die flachen Pavillonbauten auf drei Ebenen. Die Terrasse vor dem Kiosk ganz oben bietet einen Blick auf die fast drei Meter tiefer liegenden Bassins, die Liegewiesen, den Fluss und die Hänge der Schwäbischen Alb am Ufer gegenüber.Von wem der Entwurf stammt, weiß niemand mehr; nur, dass das Freibad 1967/68 gebaut wurde. An der Architektur gab es nichts zu mäkeln, sie war lediglich in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr heutigen Ansprüchen an Technik und Hygiene. Die Schwimmbecken wiesen Setzungen und Frostschäden auf. Zudem war die Anlage mit ihren vielen Treppen nicht barrierefrei. Mit Respekt vor der markanten Architektur der 1960erJahre widmete sich das Team von 4a Architekten in einem VgV-Verfahren der Modernisierung und Neustrukturierung.
Über dem Haupteingang wurde das alte Betondach aufgeschnitten und um eine aufgeständerte Betonscheibe ergänzt. So ist der Eingang leichter auszumachen, und der Kassenbereich erhält mehr Licht. Gleich hinter der Kasse sind barrierefreie neue Umkleide und Sanitärräume entstanden. Im einige Stufen höheren Pavillon ergänzen Einzel- und Familienkabinen die ursprünglichen Sammelumkleiden. Die Duschen sind vor Blicken geschützt, und ein kräftiges Hellgrün frischt den natürlich belüfteten Bereich optisch auf. Die nötige Erweiterung der Technikzentrale unterhalb des Eingangs hat das Team für eine rund 300 Quadratmeter große Sitz und Liegetreppe genutzt. Sie schottet nun die Technikebene vom Bad ab. Damit ist auch die Terrasse der Gastronomie darüber deutlich größer geworden. Pflanztröge und Sonnenschirme geben den Sonnentreppen ein eigenes Flair.
Die Schwimmbecken sind mit langlebigem und pflegeleichtem Edelstahl ausgekleidet. Sie sind heute voneinander getrennt und bieten mehr Nutzungsmöglichkeiten als früher. Geländer und Einstiegshilfen erleichtern Älteren und Unsicheren den Gang ins Wasser. Im Nichtschwimmer und Freizeitbecken gibt es ein Holzdeck zum Ausruhen. Wasserspeier, Massagedüsen und Unterwassersprudler erhöhen das Entspannungspotenzial. Für Kinder ist die Breitwellenrutsche von der Eingangsebene hinunter zur Badeplatte ein neuer Spaßfaktor. Eine 80 Meter lange Rutsche zum Nichtschwimmerbecken wurde saniert. Ihre Kurven und Loops lassen sportlichere Badende im 50 Meter großen Becken unbeein trächtigt. Seitlich seiner sechs Bahnen erweitert eine quadratische Ausbuchtung das Schwimmbecken, in der das Wasser besonders tief ist – für die neue Sprunganlage mit Fünfmeterturm. Niemand kann sich mehr über Spritzer und Wellenschlag beklagen. Etwas abseits am Waldrand liegt der umgestaltete Kinderbereich. Becken verschiedener Tiefe führen die Kleinsten, geschützt unter Sonnensegeln, spielerisch an das Element Wasser heran.
Sandflächen, Beachvolleyball, Tischtennis und andere Sportangebote machen das Bad zu einem Ort für Ferien und Erholung. Gut vorstellbar, dort den Sommer lesend, spielend, badend und schwimmend zu verbringen, ohne von fernen Stränden zu träumen. Das Schöne: Das gilt nun für Menschen jeden Alters, ob gut zu Fuß, mit Gehhilfe oder Kinderwagen. Jede und jeder erreicht von der Eingangsterrasse auf einem sanft abfallen den Weg alle Ebenen der 40.000 Quadratmeter großen Anlage barrierefrei.
Mit der ressourcenschonenden und energieeffizienten Sanierung hat das Freibad einen Qualitätssprung für den Schul- wie den Leistungssport, für Gesundheitsbewusste und Erholungssuchende aus der Stadt und der Region gemacht. In unseren immer heißeren Sommern wird das Bad im Wald weiter an Bedeutung gewinnen – insbesondere für alle, die sich große Reisen nicht (mehr) leisten können oder wollen. Zum Saisonbeginn 2023 hat die Traditionseinrichtung einen neuen Namen bekommen: Donaubad Sigmaringen. Einfach Freibad passte nicht mehr.
Rubrik | Infrastruktur Sonstige |
Region | Baden-Württemberg |
Bauherr | Stadtwerke Sigmaringen |
Planung | 4a Architekten GmbH, Stuttgart; |
Projektbeteiligte | Landschaftsplanung: Planstatt Senner, Überlingen Tragwerksplanung: Jürgen Birmele, Sigmaringen Generalunternehmer/Bauleitung Gebäude: Heribert Pfaus und Partner freie Architekten und Stadtplaner, Sigmaringen |
Fertigstellung | 2020 |
Planungszeitraum | 2017–2020 |
Größe / Fläche | 2.295 m2 BGF; 2.176 m2 Gesamtwasserfläche |
Baukosten | 8,36 Mio. Euro (Kostengruppen 300–700) |