BOB Campus Wuppertal
Baukultur stärkt Nachbarschaften

Partizipation ist etwas anderes als Bürgerbeteiligung. Mit den Menschen vor Ort zu planen, verlangt die Bereitschaft zuzuhören, sich sprachlich einander anzunähern, sich Zeit zu nehmen, Dinge auszuprobieren und präsent zu sein. Wie Stadtteilentwicklung selbst unter schwierigen Vorzeichen partizipativ, inklusiv und gemeinwohlorientiert gelingt, hat die Montag Stiftung Urbane Räume in Wuppertal Oberbarmen gezeigt.
Das August Bünger BobTextilwerk hatte lange leer gestanden und zerfiel. Zusammen mit den Nachbarschaften ringsum und unterstützt von der Stadt Wuppertal, ist aus dem Werk ein vielseitiger Campus geworden – mit Werkräumen für die nahe Realschule, einer Kita, Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, Stadtteilbücherei, einer Nachbarschaftsetage mit Gemeinschaftsküche, Fotostudios, Architekturbüros, Handwerks und Gewerbebetrieben, Gastronomie und elf Wohnungen mit einem Nachbarschaftswohnzimmer. Durch das Konzept von Mehrfachnutzungen können die vorhandenen Räumlichkeiten effizient und flexibel genutzt werden. Den Anstoß gaben Nachkommen des Fabrikbesitzers, der 2012 Insolvenz anmelden und die Fabrik hatte schließen müssen. Sie wollten dem Viertel etwas zurückgeben und den Menschen vor Ort Perspektiven eröffnen. Die Familie, der Grundstück und Gebäude gehören, übertrug beides im Erbbaurecht an die von der Montag Stiftung gegründete gemeinnützige Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH – solange die Liegenschaft gemeinnützig genutzt wird, sogar unter Verzicht auf Erhebung des Erbbauzinses. Die Immobilie trägt sich insgesamt selbst und erwirtschaftet Überschüsse, die in die Gemeinwohlarbeit zurückfließen.
Raumwerk.architekten, die nach einer gemeinsamen Visionsfindung direkt beauftragt wurden, überzeugten mit dem Ansatz, mit dem zu arbeiten, was vorhanden war, und die Raumqualitäten der Fabrik erlebbar zu machen. Das Ensemble zeichnet sich durch die Kombination neuer Materialien mit der Erhaltung bedeutender Gebäudeteile aus, die architektonisch den Zusammenklang verschiedener Nutzungen verkörpert. Neben dem Campus entstand auf abschüssigem Gelände im Auftrag der Stadt Wuppertal und in Zusammenarbeit mit atelier le balto Landschaftsarchitekten aus Berlin ein terrassierter, fast einen halben Hektar großer Nachbarschaftspark, in dem die Menschen entspannen oder gemeinsam gärtnern.
Um alle im Quartier zu erreichen, wurden BOB Botschafterinnen und BOB Botschafter ernannt, die die BOB-CAMPUS-Idee in ihre Communitys trugen und dazu ermutigten, mitzumachen.
Rubrik | Wohnen Kultur Infrastruktur Beteiligungskultur Planungskultur Housing Culture Open space Participatory culture |
Region | Nordrhein-Westfalen |
Bauherrin | Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH |
Planung | raumwerk.architekten, Köln |
Projektbeteiligte | Landschaftsplanung: atelier le balto, Berlin Tragwerksplanung: bau|werk Ingenieurbüro, Köln Bauphysik: energiebüro vom Stein, Köln Technische Projektsteuerung: Montag Service GmbH, Bonn (Shedhallen, Wohnhäuser); raumwerk. architekten, Köln (Fabrikhalle) Projektsteuerung Nachbarschaftspark: Stadt Wuppertal Bauleitung Nachbarschaftspark: Bauer + Fecke, Dortmund |
Fertigstellung | 2023 |
Planungszeitraum | 2017-2023 |
Größe / Fläche | 8.400 m2 Grundstück, davon 4.500 m2 Nachbarschaftspark; 5.500 m2 vermietbare Nutzfläche |
Baukosten | ca. 13,3 Mio. Euro Bau; ca. 2,2 Mio. Euro Park; ca. 2 Mio. Euro kooperative Projektentwicklung, Prozessmanagement, Community Building, Kommunikation |