Wertstoff- und Servicepunkt "Holzweg" in Augsburg
Baukultur macht Infrastruktur effizienter und bunter
Augsburg ist mit einer Bevölkerung von mehr als 300.000 Menschen die drittgrößte Stadt Bayerns. Seit einem Jahrzehnt verzeichnet der traditionsreiche Industriestandort durch Zuzug stetig Zuwächse. Das stellt die Abfallwirtschaft vor neue Herausforderungen. Sie braucht mehr Platz, um die wachsende Menge an Abfällen zu sammeln und zu sortieren. Für immer mehr Wertstoffgruppen müssen an den Sammelstellen Container aufgestellt werden. Langfristig strebt der Abfallwirtschafts und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg (AWS) eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft an. Am Anfang des Umstrukturierungsprozesses stand die Optimierung der Arbeitsabläufe und Arbeitsbedingungen. Mehrere sanierungsbedürftige kleine Wertstoffhöfe und Straßenreinigungsdepots im Stadtgebiet sollten aufgelöst werden. Die Sammelstellen und Depots an nur noch drei Standorten am Stadtrand zusammenzulegen, versprach mehr Effizienz und im Umfeld der aufgegebenen innenstadtnahen Standorte eine deutliche Entlastung von Lärm und Emissionen.
Die Planungsleistung für die kombinierte Bauaufgabe wurde noch nach Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) vergeben. Im Verhandlungsverfahren überzeugten Knerer und Lang Architekten aus München mit ihrem Entwurf für das Depot am Holzweg. In enger Abstimmung mit dem Bauherren und mit Nutzerinnen und Nutzern entwickelte das Büro eine maßgeschneiderte Hofanlage, die Verwaltung, Sozialräume, Fahrzeughallen, Werkstatt und Container stellplätze unter einem begrünten Dach vereint. Dass erstmals auch Waschanlage und Salzlager integriert sind, spart lange Wege. Profan war die Bauaufgabe nicht. So waren etwa die Radien der Ausleger von Absetzkippern zu berücksichtigen. Entsprechend hoch mussten die Portale für die Containerstellplätze ausfallen. Das größte Raumvolumen beanspruchte das Salz und Splittlager, das den neun Meter hohen westlichen Kopfbau der u-förmigen Anlage bildet – gut anfahrbar von der Schnellstraße wie vom Innenhof. Weil schräge Dachpartien die unterschiedlich hohen Bereiche verbinden, ergab sich eine variantenreiche, fast landschaftlich anmutende Großform.
Zwischen Gewerbegebiet und Kleingartensiedlungen nutzte man für den Bau der Anlage einen ehemaligen Festplatz. Mit Fassaden aus Lärchenholz tritt das Bauwerk trotz seiner enormen Größe nach außen mit freundlicher Ruhe auf. Jeweils hart an die Ränder des 11.000 Quadratmeter großen Areals gesetzt, sorgt auch der Verlauf der Grundstücksgrenzen für Vor- und Rücksprünge der Gebäudeglieder. Wer dann am Ende des kürzeren Südflügels auf den asphaltierten Wertstoffhof einbiegt, erlebt einen Farbflash.
Die mit Trapezblech robust verkleidete Hoffassade strahlt in intensivem Hellblau. Davor rangieren Fahrzeuge in Signalfarben, reihen sich orange Container und sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer orangefarbenen Arbeitskleidung unterwegs. Der Kontrast erzeugt nicht nur ein Bild, das in seiner Farbkraft an PopArt erinnert. Die Farben vertreiben auch die Tristesse, die oft auf anderen Wertstoffhöfen herrscht, erleichtern die Orientierung und unterstreichen die Bedeutung der Menschen, die hier arbeiten. Tag für Tag, bei Wind und Wetter sorgen sie dafür, dass Straßen und Plätze gereinigt werden, Kippen, Pappbecher und Hundekot aus öffentlichen Räumen verschwinden, Abfallkörbe nicht überquellen und Straßen und Gehwege auch im Winter frei sind. Wer für ein gutes Leben in der Stadt sorgt, so scheint die Botschaft, verdient ein aufmunterndes Arbeitsumfeld. Das unterstreichen im Verwaltungstrakt ein Aufenthaltsraum mit Küche für gemeinsam zubereitete Mittagsessen, ein Ruhe und ein Fitnessraum.
Rubrik | Infrastruktur Öffentliches Bauen |
Region | Bayern |
Bauherr | Stadt Augsburg |
Planung | Planung: KNERER UND LANG Architekten GmbH, München |
Projektbeteiligte | Generalunternehmer/Bauleitung: bauleitung kindler, Augsburg |
Fertigstellung | 2016 |
Planungszeitraum | 2013-2016 |
Größe / Fläche | 5.693 m2 BGF |
Baukosten | 9,8 Mio. Euro |