Haus der Jugend Pforzheim
Baukultur bietet Jugend Freiräume
© Andreas Meichsner
© Andreas Meichsner
© Andreas Meichsner
Fast jede und jeder Erwachsene in Pforzheim kennt das Haus der Jugend, hat dort einmal gespielt, gelernt und gerockt. Das Haus wurde – von den Vereinigten Staaten finanziert – als Bildungseinrichtung der jungen Bundesrepublik gegründet. 1949 entstand auf den Fundamenten der kriegszerstörten Villa Benckiser ein Flachbau, der mit seinen großen Fensterfronten auf den angrenzenden Park Bezug nimmt. Mit dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ gelang es der Stadt, nicht nur die nötige Modernisierung, sondern auch eine Erweiterung des Raumprogramms zu finanzieren.
Da ein Anbau im denkmalgeschützten Park ausgeschlossen war, kam für das Architekturteam VON M nur eine Aufstockung in Frage. Allerdings reichten die Lastreserven des Dachs nicht aus, sodass das neue Geschoss unabhängig von den Fundamenten des Altbaus mit Mikrobohrpfählen neu gegründet werden musste. Stahlstützen, die die alte Dachebene durchdringen, tragen den Stahltisch, der die Basis für das aufgesetzte, preiswerte Hallenbausystem bildet. Gekantete Lochbleche umhüllen das neue Obergeschoss. Der Aufbau wird durch diesen dunkelgrauen Vorhang optisch zurückgenommen. So prägt der farblich angepasste Altbau mit seinen fein gegliederten Fensterfronten weiter das Ortsbild.
Durch den Abbruch einiger Zwischenwände ist im Erdgeschoss ein großer Saal entstanden: das Herzstück des Hauses. Er erhält an beiden Längsseiten natürliches Licht. Die Bühne, die den Saal statisch aussteift, steht mitten im Raum. Sie kann beidseitig bespielt werden – für ein größeres oder kleineres Publikum. Das kommt der Programmvielfalt zugute. Im Alltag bleibt die Bühne offen und gewährt den Blick von erhöhter Warte. Auf ihrer einen Seite stehen Tischspiele. Auf der anderen gibt es ein Café.
Flexibilität gehört zu den großen Stärken dieses Umbaus. Auch die Räume im Obergeschoss, die für Sprachkurse und an Tanzgruppen vermietet werden, sind in ihrer Größe variabel. Die Ausbaumaterialien sind strapazierfähig, ohne billig zu wirken. Die alten Solnhofener Platten an den Flurwänden zu erhalten, bedeutete zwar einen gewissen Aufwand, der sich aber im Hinblick auf die ansonsten nicht finanzierbare Güte des Materials und die erlebbare geschichtliche Dimension des Bauwerks gelohnt hat.
| Rubrik | Kultur Culture |
| Region | Baden-Württemberg |
| Bauherr | Stadt Pforzheim, Gebäudemanagement |
| Planung | Architektur: VON M, Stuttgart; Tragwerksplanung: Rainer Klein Ingenieurbüro für das Bauwesen, Sachsenheim; Bauphysik: Kurz und Fischer Beratende Ingenieure, Winnenden; Elektroplanung: Ingenieurbüro Wörtz, Pforzheim |
| Fertigstellung | 2019 |
| Planungszeitraum | 2016–2019 |
| Größe / Fläche | 1.453 qm |
| Baukosten | 4 Mio. Euro |