Stuttgarter Holzbrücken in Remstal

Auf Holz klopfen - Renaissance der Holzbrücke

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Foto: Burkhard Walther
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Foto: Burkhard Walther

Das Vorurteil hält sich hartnäckig: Holzbrücken gelten als wetterempfindlich, wartungsintensiv, unwirtschaftlich und unzeitgemäß. Ein interdisziplinäres Team hat das Gegenteil bewiesen – und dem Baustoff Holz seinen Platz im Brückenbau zurückerobert. Gebauter Nachweis ist ein im Werk vorproduzierter Brückentyp aus Massivholz: die „Stuttgarter Holzbrücke“. Gleich drei davon wurden 2019 für die Gartenschau im Remstal gebaut. Ihr Tragwerk ist ein Korpus aus blockverklebtem Brettschichtholz, dessen geschwungene Form allein aus konstruktiven und statischen Notwendigkeiten erwächst: Die Trägerhöhe entspricht dem Kraftverlauf, und der Trägerquerschnitt ist zum Schutz vor Regen abgestuft. Das vielleicht innovativste Merkmal ist indes die monolithische Verbindung mit den Stahlbetonwiderlagern. Dazu wurden Rippenstäbe auf der einen Seite im Holz verpresst und auf der anderen Seite einbetoniert. Anfällige Dehnfugen gibt es deshalb nicht. Der Belag des Geh- und Radwegs schützt die Konstruktion vor der Witterung. Er besteht aus leichten, carbonfaserbewehrten Betonplatten auf einer Stahlunterkonstruktion. Damit ist er konstruktiv vom Brückenkorpus getrennt und lässt sich problemlos erneuern. Sensorenmonitoren laufend die Holzfeuchte, um einen kritischen Anstieg früh zu erkennen. Durch den hohen Holzanteil speichern die Brücken mehr CO2 als bei Herstellung und Transport freigesetzt wurde. Die drei Brücken sind damit nicht nur robust, wartungsarm und wirtschaftlich, sondern auch klimafreundlich und ausgesprochen ästhetisch. 

Rubrik Freiraum
Infrastruktur
Öffentliches Bauen
Stadtplanung
Infrastructure
Public construction
Urban planning
Region Baden-Württemberg
Bauherrin Stadt Weinstadt, Gemeinde Urbach
Planung

cheret bozic architekten, Stuttgart

Projektbeteiligte

knippershelbig Ingenieure, Berlin

Schaffitzel Holzindustrie, Schwäbisch Hall

Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart
 

Fertigstellung 2019
Planungszeitraum 2013-2019
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